Gallus-Theater feiert 40 Jahre Tanzstudio Johanna Knorr

Selbst Genanzino hat bei ihr gelernt

Das waren noch Zeiten. Da lag unter dem Pflaster der Strand und das Strandcafé in der Koselstraße ganz vorne unter den Treffs der links- und kulturbewegten Menschen der Stadt. Zu diesen gehörte auch Johanna Knorr, die mit anderen zusammen »Tanz & soweiter«, die erste freie Tanzgruppe Frankfurts gründete und so den modernen und ausdrucksstarken Tanz in die Mainmetropole brachte. Zum Beispiel als Tanztheater im Theater am Turm (TAT). In einem Schaukasten des Strandcafés ist die Künstlerin mit  ihrer Tanzkollegin Marieluise Thiele auf dem Titelblatt einer Sonderausgabe des Pflasterstrands aus 70ern zu sehen: Die Schwerkraft überwindend fliegen beide mit gestrecktem Körper dem Himmel entgegen.
Johanna Knorr ist beeinflusst von Mary Wigman, Pina Bausch wie auch von der Frankfurter Tanzlegende Waltraud Luley, deren 1958 gegründetes Tanzstudio Luley in der Brönnerstraße bundesweit zu den ersten Adressen für Tanzunterricht der modernen Form zählte. Die im Alter von 96 Jahren 2011 verstorbene Tanzpädagogin organisierte in den Jahren 1969 bis 1974 unter dem Titel »Spectrum« Reihen von Tanzabenden als Plattform für junge freie Choreografen. Bei »Spectrum 1« im April 1969 war Johanna Knorr mit einem Stück dabei, unter den Teilnehmern von »Spectrum 2« im Oktober des gleichen Jahres findet sich auch Pina Bausch.
Seit 1976 leitet Knorr, die bis 1996 noch selbst auf der Bühne stand, ihr Tanzstudio für Menschen jeden Alters im Frankfurter Nordend. An die 130 Schüler zwischen 4 und 80 Jahren werden dort in modernem Tanz und kreativem Kindertanz unterrichtet. Natürlich sind die jüngeren in der Überzahl und darunter nur zwei Vertreter des männlichen Geschlechtes. Acht abendfüllende Produktionen ihres Jungen Ensembles sind bisher entstanden, und ein neues ist angedacht. Für das Stück »Picknick im Kohlfeld« nach dem Gedicht »Flattertag« von Christian Golusda erhielt die Theaterpädagogin 2012 den Kinder- und Jugendtheaterpreis Karfunkel, eine von der Stadt Frankfurt jährlich vergebene Auszeichnung.
Ihr bedeute die Arbeit mit den Jugendlichen im Wesentlichen, diese für den Tanz zu begeistern, sie zu ermutigen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und darüber ihr Selbstbewusstsein zu stärken, sagt Knorr. Im Gallus-Theater feiert sie jetzt an zwei Abenden mit jeweils  17 Programmpunkten und 150 Mitwirkenden das 40-jährige Jubiläum ihres Studios. Es wird bestimmt ein rauschendes Fest. Bleibt unbedingt noch zu erwähnen, dass auch Willy Praml und Wilhelm Genazino in jungen Jahren bei ihr Tanzunterricht genommen haben – wenn auch nur für kurze Zeit.

Walter H. Krämer (Foto: © Fotowerkstatt Schander)
Termine:  3., 4. Dezember, jeweils 15 Uhr
www.gallustheater.de
www.johannaknorr.de

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