DAM Preis 2019: Der Kulturpalast Dresden führt die Liste der besten Bauten an

Eine schöne Aussicht für Pegida: Der Preis des Deutschen Architektur Museums (DAM) für die beste Arbeit deutscher Architekten geht in diesem Jahr an Dresdens Kulturpalast am Altmarkt der Stadt, dem montäglichen Versammlungsort der Unsäglichen. Das prämierte Projekt des Architekturbüros Gerkan Marg und Partner GMP gehört zu den wenigen seiner Art, die sowohl in der Plan- und Bauzeit (2008-2017), als auch in den Kosten (circa 105 Millionen Euro) die gesetzten Limits einhielten. Gewürdigt wird mit dem DAM Preis 2019 der Umbau des 1967 errichteten DDR-Prestigeprojekts. Was einst als multifunktionale Kongresshalle fungierte, wird nun tagsüber als Stadtbibliothek und abends als exquisite Konzertstätte genutzt. Ein Modell veranschaulicht die Sicherstellung der vorher nicht gegebenen akustischen Qualität der Philharmonie im Herzen des Hauses. Optisch hat sich für die Dresdener wenig geändert. Dass das lichte, luftige Ambiente des Kulturpalastes dem der Städtischen Bühnen Frankfurt (1963 eröffnet) ähnelt, kommt nicht von ungefähr. Beide zählen zur ideologieübergreifenden Epoche der internationalen Moderne. Als Messlatte für die hiesige Neubau/Umbau-Diskussion eignet sich der Sieger indes weder baulich noch finanziell.
Der seit 2000 verliehene DAM Preis geht seit drei Jahren aus den Beratungen einer reisenden Jury hervor, die nach diversen Vorauswahlen eine 25 Projekte umfassende Shortlist unter die Lupe nimmt. Alle vor Ort besichtigten Gebäude werden mit Schautafeln und teils auch mit Modellen vorgestellt, darunter drei aus dem Ausland. Sie reichen in diesem Jahr von der hohen Kultur, wie sie die für immerhin 400 Millionen Euro sanierte Berliner Staatsoper Unter den Linden und die Moderne Galerie in Saarbrücken repräsentieren, über diverse Wohnkomplexe bis zu einem Umspannwerk in München, dem SOS Kinderdorf in Berlin und einer Notunterkunft für Wohnsitzlose in Essen. Frankfurt wird dieses Mal nicht bedient, dafür aber Offenbach (Hafenschule) und Darmstadt (Merck-Schulungsbau). Das Historische Museum und der Henninger Turm schafften es nur unter die Top 100.
Die Auswahl 2019 zeichne sich durch eine erstaunliche Randständigkeit aus, findet DAM-Chef Peter Cachola Schmal. Mit Ausnahme Berlins (sechs) finden sich die Projekte fast sämtlich in der Provinz. Prototypisch mag dafür das Lange Haus am Karpfsee stehen, ein vielseitiger und der Nachhaltigkeit gewidmeter Bau für Konzerte und Lesungen, den wir hier erwähnen, weil er Standort der Stiftung Nantesbuch in Bad Heilbrunn ist, der auch das Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg gehört.
»Rau aber schön«, so wird die Architektur der zweistöckigen Notunterkunft des Düsseldorfer Büros RKW Architektur + für Obdachlose in Essen vorgestellt, die Platz für 25 Menschen bietet. Die Ein-Zimmer-Wohnungen des mit limitiertem Budget errichteten Komplexes sind auf kurzzeitige Nutzung ausgerichtet. Dass die fliegende Wohnsituation der Zielgruppe nicht eben pfleglichen Umgang garantiert, berücksichtigt der Verzicht auf Heizkörper durch die Installation einer Bodenbeheizung. Schön dass es dabei ist.

Lorenz Gatt (Foto: Kulturpalast Dresden, © Christian Gahl)
Bis 22. April 2019: Di., Do.–So., 11–18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr
www.dam-online.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert