Überall in der Region gibt es Weihnachtsmärchen

Schon seit Anfang November geht es rund auf den Bühnen des Rhein-Main-Gebiets. Die großen Weihnachtsprogramme stehen an, auch wenn von weihnachtlich nur selten die Rede sein kann in den Stücken. Es geht ja auch um das Wann und nicht das Was.

Staatstheater Wiesbaden: Alice im Wunderland

Lewis Carrolls Geschichte von der Traumreise der kleinen Alice haben die Wiesbadener Theaterbesucher vor einem Jahr selbst zu ihrem nächsten Weihnachtsmärchen gewählt. Seine Ausführung ist hier eine Sache des Jungen Staatstheaters (Just) und wie im Vorjahr unter Regie von Carsten Kochan mit eigens komponierter Musik von Wolfgang Böhmer (Liedtexte: Tom van Hasselt) als Singspiel konzipiert.
Auf halber Höhe des geschlossenen Vorhangs schwebend taucht zunächst das quadratische Zimmer von Alice auf, die mit ihren wilden gelbblonden Locken und hellblauem Kleidchen wie Cinderella im Struwwelpeter-Look aussieht. Alice hat sich verbarrikadiert und grämt sich, weil sie just am Weihnachtstag ein Kartenspiel ihrer Schwester ruiniert hat. Dann aber springt das weiße Riesenkaninchen vorbei und Alices Zimmer beginnt immer schneller werdend zu rotieren, um die Neunjährige – von grandiosen Psychedelic-Videoideen Gérard Nazinis unterstützt – in einem Strudel ins Wunderland zu ziehen. Man muss nicht Freud gelesen haben, um zu merken, dass alles, was Alice beschäftigt, auch dort in verquerer Form wieder erscheint. Was für ein Einstieg!
Hellwach, gespielt von Jessica Krüger, wächst und schrumpft Alice vor unseren Augen und trifft beim Versuch, den Weg zurück zu finden, das prächtig kostümierte Personal aus Carrolls Märchen: von der Grinsekatze über den Hutmacher, die (tatsächlich!) rauchende Raupe und die Fünf-Uhr-Teegesellschaft bis zur gestochen eleganten Herzkönigin. Dass ausgerechnet ihr Kopf-ab-Song der eingängigste ist, ist der allmächtigen Herrscherin nicht anzulasten. Ohnehin besticht die Inszenierung primär als Augenschmaus. Was das Mitklatschen angeht, hätten sich die begeisterten Kinder sicher noch viel mehr Klatschbares gewünscht. Aber cool war‘s für die Achtaufwärtsjährigen dann doch.
Bis 6. Januar: Daten und Uhrzeiten unter www.staatstheater-wiesbaden.de

 

Staatstheater Mainz: Pünktchen und Anton

Die Welt der Armen und die Welt der Reichen treffen in diesem herzensgut endenden Kinderkrimi von Erich Kästner aufeinander: die Welt von Pünktchen (Elena Berthold), deren Eltern viel Geld aber keine Zeit für sie haben, und die Welt von Anton (Julian von Hansemann), der Schnürsenkel verkauft, um seine kranke Mutter zu unterstützen. Als beste Freunde bringen die beiden einen Dieb zur Strecke, der es auf das Geld von Pünktchens Eltern abgesehen hat und ihre Familien am glücklichen Ende einander näher. »Utopische Strahlkraft für Kinder und Erwachsene« verheißt das Staatstheater für eine Inszenierung, die Regisseur Niklaus Helbling mit viel Musik, toller Besetzung und vieldeutigen Doppelrollen laut FAZ »knackig (..), aber ohne Anbiederungen und Übertreibungen« inszeniert hat.
Bis 4. Februar: Daten und Uhrzeiten unter www.staatstheater-mainz.com

 

Staatstheater Darmstadt: Momo

Erst nach Redaktionsschluss fand Michael Endes Märchen von »Momo« auf die Darmstädter Bühne. Regisseurin Jule Kracht hat die Suche des Mädchens Momo nach der verlorenen Zeit bereits im vergangenen Jahr am Staatstheater Augsburg inszeniert und nun mit dem Ensemble des Hauses eingeübt. In der Auseinandersetzung mit den Grauen Herrn von der Zeitsparkasse kommen unter anderen Anabel Möbius (Momo), Katharina Hintzen (Kassiopeia) sowie im Wechsel als Meister Hora Margit Schulte-Tigges und Hubert Schlemmer dem Geheimnis der Zeit auf die Spur.
Bis 1. Januar: Daten und Uhrzeiten unter www.staatstheater-darmstadt.de

 

Schauspiel Frankfurt: Der kleine dicke Ritter

Auch Ritter Oblong schaffte es nicht in der Redaktionszeit auf die Bretter. Tolle Schauspieler fährt das Schauspiel Frankfurt für Robert Bolts Geschichte auf Bulibrog auf: Christoph Pütthoff als gutmütiger rundlicher, aber auch schlauer Titelheld, Wolfgang Vogler als fieser Baron Kaspar und Laura Teiwes als fürchterlicher Drache sind dabei.
Bis 26. Dezember: Daten und Uhrzeiten unter www.schauspielfrankfurt.de

 

Oper Frankfurt: Hänsel und Gretel

Engelbert Humperdinck hat das Märchen der Brüder Grimm in den 1890er Jahren für die Kinder seiner Schwester Adelheid vertont, die das Libretto dazu beisteuerte. Keith Warner verschmilzt in einer grandiosen Inszenierung mit psychologischem Blick die Vorstellungswelt der Kinder und der Erwachsenen. Schon bei der Premiere im Herbst 2014 (siehe Strandgut 12/2014) war die Besetzung der Hexe durch Peter Marsh ein Coup. Als Hänsel ist in diesem Jahr Cecelia Hall, als sein Schwesterchen Elisabeth Reiter zu sehen.
Termine: 7.+13. jeweils 19.30 Uhr; 9.+22. Dezember 18 Uhr, 30. Dezember 14 + 19 Uhr
www.oper-frankfurt.de

Gallus Theater: Die Weihnachtsgans Auguste

Die Geschichte vom Kampf des kleinen Peter um »Gustje«, die zum Weihnachtsfest ein leckerer Gänsebraten werden soll, kennen alle von Kindesbeinen an. Birte Hebold geht mit ihrem Figurentheater Eigentlich der Frage, ob es an Weihnachten um Jubel, Trank und Fressen oder vielleicht doch eher um Zuneigung und Familie gehen sollte, schon seit einigen Jahren nach. Ende November damit noch im theaterhaus, ist Auguste neben vielen anderen Kinderstücken (»Josa mit der Zauberfidel«, »Sterntaler«, »Peter und der Wolf«, »Ritter Rost feiert Weihnachten«, »Maunz‘ und Wuffs guter Tag« und »Die Mäusebescherung«) noch drei Mal auf der Adlerwerke-Bühne zu sehen.
Termine: 19. Dezember 9.15 + 11 Uhr, 23. Dezember 15 Uhr
www.gallustheater.de

 

Theaterhaus: An der Arche, Ox und Esel

Die Repertoire-Klassiker des Theaterhauses dominieren einmal mehr den Dezember. Die Geschichte von dem Schreihals, den Ox und Esel zuhause in Betlehem in der Krippe finden, und gegen alle Gefahren schützen, ist allein 29 Mal im Löwenhof (Löwengasse 27k) zu sehen. Auf 14 Auftritte kommen die gelangweilten Pinguine an der Arche in der Brückenstraße.
Daten und Uhrzeiten siehe www.theaterhaus-frankfurt.de

 

Papageno Theater: Rumpelstilzchen

Als Musiktheater präsentiert die Bühne im Palmengarten das wohlbekannte Stück vom Müller Großwort, der dem klammen König vorgaukelt, seine Tochter könne am Spinnstuhl Stroh in Gold verwandeln. Wie die arme, aber schöne Lisa, die ihren Vater partout nicht enttäuschen und schon gar nicht als Lügner enttarnen will, sich in bitterböse Händel ausgerechnet mit dem Rumpelstilzchen verstrickt, bereitet das Papageno Theater »mit fein austarierter Leichtigkeit« (FR) für Kinder bis hinab ins Vorschulalter auf. Überdies stehen im Dezember Frau Holle, Cinderella und Oliver Twist auf dem Spielplan.
Daten und Uhrzeiten unter www.papageno-theater.de

Landungsbrücken: Ritter Rost und Prinz Protz

Weil der Schrottfried Prinz von und zu Putz und Protz es auf das Burgfräulein Bö abgesehen hat, sind Ritter Rost und Feuerdrache Koks ziemlich gefordert im Programm 2018 des Frankfurter Off-Theaters. Michaela Conrad führt einmal mehr Regie.
Termine: 8. (P), 15., 16., 21., 22., 23. Dezember 16 Uhr; 10., 11., 12. Dezember 10 Uhr.
www.landungsbruecken.org

 

Jahrhunderthalle Höchst: Mogli, Yakari und Der kleine Prinz

Drei Musicals mit Großbesetzung bietet der Höchster Kulturtempel an:
Rudyard Kiplings »Dschungelbuch« mit Mogli, Balu, Kaa, Shir Khan und der ganzen Affenbande: 9. Dezember 15 Uhr.
»Yakari – Geheimnis des Lebens« als bereits zweite Folge des indianerstarken Kika-Zeichentrickhits: 14. Dezember 16.30 Uhr
Antoine de Saint-Exupérys »Der kleine Prinz« in der weltbekannten Musicalversion von Deborah Sasson und Jochen Sautter, für die es hier im Strandgut auch eine Verlosung gibt. 28. Dezember 19.30 Uhr.
www.jahrhunderthalle.de

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Foto: »Hänsel und Gretel«, Oper Frankfurt, © Barbara Aumüller

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