Tanzfestival Rhein-Main 2018: Vom 2.–18. November in Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt

Schade, dass Mainz nicht dazu gehört, aber Ballettfans sollten auch beim dritten Tanzfestival Rhein-Main genügend Fahrt aufnehmen, um in Frankfurt (LAB/Mousonturm), Wiesbaden (Wartburg) und Darmstadt (Staatstheater) auf ihre Reise-Kosten kommen, zumal es zu allen Aufführungen Shuttles gibt. Das 14teilige Line-up 2018 ist mit Highlights nur so gespickt, darunter auch »Story Water« von Emanuel Gat Dance und dem Ensemble Modern, das wir ebenso separat besprechen, wie das Stück »Labyrinth« für Kinder ab drei Jahren (S. 43). Beim Tanztag Rhein-Main (10. Dezember) stehen 180 Schnupperkurse in der ganzen Region an, 30 mehr als im Vorjahr. 6.500 Besucher wurden 2017 gezählt.
Integriert sind erneut zwei Spielzeitproduktionen des Hessischen Staatsballetts: Zum einen hat der israelische Choreograf Ohad Naharin seine Arbeit »Sadeh 21« mit den Mitgliedern des Zwei-Städte-Ensembles eingeübt. (DA 2., 9., 17.11., jew. 19.30 Uhr). Die Premiere Mitte Oktober offenbarte einen »rasanten Bilderbogen« (Echo) wechselnder Stimmungen, keine Sekunde bequem für die Tänzer und Publikum. Mit »Fake« steht zum anderen eine von Ballettchef Tim Plegge »für Jugendliche und ihre Fans« kreierte Choreografie ab, von der wir bereits im Juli-Strandgut berichteten – wenn nicht schwärmten. (DA 11. + 21.11., jeweils 18 Uhr).

Der Doppelabend von Christos Papadopoulos mit seiner Gruppe Leon & the Wolf und Fouad Boussouf mit der Massala Company fokussiert das enge Verhältnis von Tanz und Musik auf jeweils sehr unterschiedliche Weise. Mit »Opus« verwischt der griechische Choreograf zur Musik von Johann Sebastian Bach die Grenzen zwischen Tanzkörper und Musikinstrument zu einer Meditation über musikalische Abläufe, während Fouad Boussouf in »Näss« traditionelle marokkanische Tanzkultur mit Hip-Hop aufeinandertreffen lässt (DA 3.11., 20 Uhr).

Eine »soziale Skulptur« nennen der Schottin Claire Cunningham und der US-Amerikaner Jeff Curtis ihre mit dem Wahrnehmungsphilosophen Alva Noë, dem Videokünstler Yoann Trellu und dem Komponisten Matthias Herrmann konzipierte Arbeit »The Way You Look (at me) Tonight«, die auch das Publikum fordert. Für sehbehinderte Menschen gibt es am Sonntag eine Stunde vor der Schau eine Touch-Tour (DA 3.11., 21 Uhr. 4.11., 20 Uhr)

Núri Guiu Sagarra fragt mit »Likes« nach dem Einfluss, den diese auf unser Körperverhalten haben, und lässt dabei die Grenzen zwischen realer Welt und Online-Realität verschwimmen. (WI Wartburg 5., 6.11., 19.30 Uhr)

Um »alternative Formen des Miteinander« geht es in der Videochoreografie »Harmless Being« von Ayla Pierrot Arendt, die dabei auf Aspekte es japanischen Filmgenres »Pinku eiga« rekurriert, eine Art Pop-Art-Kunstsexfilm der 70er. (6., 8., 9.11., 20 Uhr Mousonturm)

Weitere Festival-Arbeiten sind »Cuculand Souvenir« von Roberto Olivan (in DA), »DUA« von Taulant Sheh und »Celestial Gardens« mit Meg Stuart (alle Mousonturm) sowie »Down Where the Trees Go Together« von Kristin Gerwien und »DIS SYPHIDE« von Sasa Acentic (beie LAB). Genaue Termine und Uhrzeiten im Web und einem großartigen Programmheft.

Gisbert Gotthardt (Foto: Staatstheater Wiesbaden: »Likes«, © Alice Brazzit)
www.tanzplattform.de

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