Tamar Halperin spielt Eric Satie im Mousonturm

Wenn einer im französischen Département Calvados geboren ist, kann das wohl nicht ganz folgenlos bleiben. Zumindest bei einem Querkopf wie Eric Satie (1866-1925). Der Autodidakt, der seine ersten Kompositionsversuche mit etwa 22 Jahren vorgelegt hat. Es ist die Zeit des musikalischen Aufbruchs in den Pariser Salons, Musiker wie Georges Auric, Arthur Honegger und Francis Poulenc schliessen sich zur »Group Les Six Francais« gegen ein mächtiges Häuflein der Russen um Strawinski und Nijinski zusammen. Mit der gemeinsamen Herausgabe kleiner Klavierstücke erreichen die »Six + Satie« ein größeres Publikum. Während Zeitgenossen wie Darius Milhaud oder eben Poulenc sich auf die Wurzeln der Klassik berufen, geht »das seltsame Etwas, wie vom Himmel gefallen« (Cocteau), wenn man so will, den Weg der gekonnten Einfachheit. Seine berühmtesten Preziosen aus dieser Zeit sind die »Gymnopedies« für Klavier solo, die z.T. über Orchesterbearbeitungen heute in aller Ohren sind: in Filmen, Kaufhäusern, Aufzügen. Satie selbst nennt sie »Tapetenmusik«. Mit satirischen Stücken wie »Schlappe Präludien für einen Hund«, »Ausgetrocknete Embryonen« oder »Klavierstück in Form einer Birne« etwa erspielt sich der wunderbar spröde Meister seinen Unterhalt in vornehmen Salons, nicht eben selten in Form von Naturalien (wobei wir beim Thema Calvados wären).
Nachdem ein Konzert von Tamar Halperin im Januar abgesagt werden musste, holt die Pianistin es jetzt im Mousonturm nach und setzt Satie in Bezug zu Kompositionen von Claude Debussy, John Cage und Chick Corea, die allesamt nicht unwesentlich von Satie beeinflusst sind. Elektronisch unterstützt wird sie von Guy Sternberg.

Bernd Havenstein (Foto: Gregor Hohenberg)
Termin: 21.9., 20 Uhr, Mousonturm Frankfurt
www.mousonturm.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert