»Mechanische Tierwelt«: Blechtiere im Senckenberg

Ratternd, klackernd, watschelnd und wackelnd

Nur wenige Meter sind es von den urigen Dinos im Senckenberg Naturmuseum zu der kunterbunten Schar von Blechtieren, die kaum höher als Kaffeetassen sind. Wer meint, die im zweiten Obergeschoss ansässigen Wichte hätten gegen die exotischen Riesen der Vorzeit einen schweren Stand, der wird schnell eines Besseren belehrt. Kinder jedenfalls drücken sich im Nu die Nasen an den Vitrinen mit der inzwischen seltenen Spezies platt. Und sie sind total aufgeregt, wenn sich die Tiere auf einmal ratternd, klackernd, wackelnd und watschelnd in Bewegung setzen. Woher sollen sie auch wissen, dass nicht alles mit Knopfdruck und Handauflegen geht wie beim iPhone? Keine Frage für sie, dass diese Tiere in dieses Museum gehören und dass diese alte Technik weit spannender ist als das elektronische Wisch-und-weg, zumal man nebenbei lernt, woher der Begriff »wie aufgezogen« kommt. Und Erwachsene, die beim Anblick der putzig bedruckten Blechwesen nicht in Erinnerungen schwelgen, hat man bisher auch noch nicht gesehen.

»Mechanische Tierwelt« heißt die kleine neue Sonderschau im 2. Obergeschoss des Senckenberg, die mit 200 Blechfiguren, 20 herrlichen großformatigen Kunstfotografien und einem Animationsfilm aufwartet. Tatsächlich ist die vom Laubfrosch bis zum Schmetterling, vom handgroßen Orang-Utan bis zum reitbaren Pony »Bronco« reichende Gattung in ihrer Existenz bedroht. Es gibt nur noch eine einzige Manufaktur in Tschechien, die sich auf das Herstellen von Blechspielzeug versteht.

Die Ausstellung geht auf die Idee von zwei Berliner Hobby-Sammlern und deren Entdeckung einer kleinen gelben Blechente auf einem Trödelmarkt in Metz zurück, dabei haben sie besonders auf die Artenvielfalt geachtet. In späteren Enzyklopädien wird die Geschichte der mechanischen Blechtiere auf eine Zeitspanne von kaum 100 Jahren von 1890 bis in die 1970er Jahre datiert werden, wobei es dank des Produktionsschwerpunkts Nürnberg/Fürth große Vorkommen in Deutschland gab. Auch der Star der Sammlung »Rudy the Autrich« kommt aus dem Frankenland, wurde aber in den 20ern für die USA produziert, wo er ein Comic-Star gewesen ist.

Für das Museum ist die Ausstellung allerdings weit mehr als ein exotischer Farbtupfer in ihren wissenschaftsdurchdrungenen Räumen, werden mit der Kleinmechanik der Bewegungen doch zugleich Fragen der Bionik, Fortbewegung und des Roboterbaus angestoßen. Die anstehenden Führungen sind von daher ganz auf die Altersgruppen und Interessen ausgerichtet. Bei den Spielzeugsafari für Kinder von vier bis sechs Jahren dürfen die Lieblingsplüschtiere von zuhause mitgebracht werden und zusammen mit ihren Besitzern auf die Suche nach Artgenossen gehen, die sich in der Dauerausstellung versteckt haben.

gt
Bis 23. Februar 2014: Mo.–Fr. 9–17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr; Sa., So. 9–18 Uhr

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