Wartburg Wiesbaden: Die satanischen Verse – nah am Text

Wild und satanisch bunt geht es bei der szenischen Umsetzung von Salman Rushdies Roman auf der Wiesbadener Nebenbühne Wartburg nur manchmal zu. Die Inszenierung will das opulente Werk des mit einer seinen Tod fordernden Fatwa belegten Dichters in eine Form bringen, die auch Nichtexegeten zugänglich ist. Doch bevor man die Theaterfassung des von religiösen Autoritäten im Iran inkriminierten Romans sehen kann, werden Pass und Name kontrolliert und abgeglichen (Polizei), Taschen gesichtet, der Body mit dem Metalldetektor gescannt (Security).
»Die satanischen Verse« erzählen, wie der Bollywwod-Star Gibril (Stefan Graf) und der Stimmenimitator Saladin (Tobias Ross) einen Flugzeugabsturz überleben und in London neue Identitäten entwickeln, die sich mit reichlich Ironie an die Geschichte des Propheten Mohamed anlehnen. Die Vielzahl der Bezüge, die der Autor herstellt, reicht bis hin zur Konversion von Cat Stevens. Zunächst aber lesen die acht Darsteller, seitlich aufgereiht, aus dem  Text, um sich dann Szene um Szene zum Spiel in wechselnde Rollen zu lösen. Es ist ihr Verdienst, dass man im Fluss der ausgesuchten Erzählstränge bleibt, und nicht ihre Schuld, dass drei Stunden zwanzig im Dunkel eben dauern. Eine aufregende Einladung zur Lektüre ist es allemal.

gt (Foto: © Andreas Etter)
Termine: 2., 4., 5., 12., 15., 19. Juni, 19.30 Uhr
www.staatstheater-wiesbaden.de

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