Sommerwerft 2013: Mehr als 100 Veranstaltungen

Sommerwerft: Faust IIIIntergalaktischer Migrationshintergrund

Das große Surprise behält sich der Gastgeber für die Abschlusstage vor. Die Premiere von »F.A.U.S.T III – the price of Happiness/Theater über Geld« steht am 30. (und 31.) August auf dem Plan der Sommerwerft 2013 und könnte das Highlight dieses Freiluft-Festivals werden. Goethe und Faust, der Mammon und der Sinn des Lebens: Darunter macht es das Antagon-Theater von Bernhard Bub nun mal nicht. Zu Füßen der EZB und in den Fußstapfen des Johann-Wolfgang, der bekanntlich nur bis Faust II gekommen ist, geht es um Fragen der Moral und der Freiheit im schnelllebigen Heute von Facebook, Internet und Neoliberalismus. Zum ersten Mal arbeitet das Ensemble mit einer Vorlage, die nicht dem eigenen Ideenfundus entstammt. Spannung! Mit »Ginkgo« gibt die Truppe zum Auftakt der zwölften Sommerwerft am 16. und 17. August aber auch ein älteres ihrer populären Stücke.

Mehr als 100 Veranstaltungen stehen in den 17 Tagen auf dem Programm, das – wie seit drei Jahren üblich – mit einer Demonstration für das »Theater im öffentlichen Raum« in der City und einer Schiffspassage ab dem Eisernen Steg eröffnet wird. »Pinkinvasion« heißt die aus Slowenien kommende Aktion, bei der für alle Beteiligten die Wahrnehmung der Wirklichkeit auf dem Prüfstand steht, gesellen sich doch nach der Kundgebung an der Hauptwache rosafarbene Wesen mit intergalaktischem Migrationshintergrund zu den Demonstranten. »Don’t panic, they come in pink«, lässt man uns wissen.

Aber das ist nur der Auftakt. Am Sonntag (18.8.) steht die Performance »An Invisible Attraction« der griechischen Pina-Bausch-Tänzerin Nina Dipla an. Am Dienstag (20.) präsentiert die deutschfranzösische Gruppe Le theatre de L’Arnaque im Theaterzelt »Ich Ulrike schreie«, einen auf Texten von Dario Fo/Franca Rama basierenden fiktiven Monolog von Ulrike Meinhof. Es geht Schlag auf Schlag: Am Donnerstag (22.8.) wird es im Outdoor-Bereich höchst poetisch, wenn Dreifrauendietanzen in ihrem Stück »zu HOCH, zu TIEF, zu WEIT« mit Mitteln des Theaters, Zirkus und Tanzes von Liebe, Verlust und Lebensmut zu erzählen wissen.

Als Schwergewicht unter den internationalen Gästen bestreitet das straßenerprobte Teatro tascabili di Bergamo ein komplettes Wochenende und erzählt dabei mit viel schöner Musik am Freitag (23.8.) die Geschichte des Albatros, am Samstag (24.8.) zu Ravel vom Walzer und am Sonntag (25.8.) von Indiana Jones. Aus Tschechien und Russland kommt das Teatro Novogo Fronta am Mittwoch (28.8.) mit der Performance »Causa Fatalis«, und aus Wesel (Do., 29.8.) das populäre Wandertheater Ton und Kirschen.

Hatten wir schon erwähnt, dass alles für umme ist? Nein? Schande über uns. Gut zu wissen, dass man nirgendwo Eintritt bezahlen muss für Theater, Tanz, Singer/Songwriter oder Poetry, für Songslam, Kino und selbstverständlich auch nicht für die Kinderprogramme. Theater soll, ja muss allen zugänglich sein, lautet das Credo der Sommerwerft‘ler. Weil das Festival trotzdem kostet und die stagnierenden städtischen Zuschüsse nur einen kleinen Teil des Aufwandes decken, wird einmal mehr gesammelt werden unter den erneut erwarteten 70.000 Besuchern.

gt
Sommerwerft
16. August bis 1. September
www.sommerwerft.de

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