»Intrigo – Tod eines Autors«von Daniel Alfredson

Nichts ist, wie es scheint: In diesem Mystery-Krimi begegnen sich Ben Kingsley und Benno Fürmann in einem Katz- und Maus-Spiel zwischen Wort und Mord. »Intrigo« ist der Einstieg in eine Krimi-Trilogie, in der das Universum von Bestsellerautor Håkan Nesser nun auch filmisch heraufbeschworen wird.

David Moerk erhält den Auftrag, das neue Buch des weltberühmten Schriftstellers Germund Rein zu übersetzen. Die Umstände sind seltsam, denn Rein hatte brieflich bestimmt, dass das Buch nicht in der Originalsprache veröffentlicht werden dürfe. Zudem hat Rein unter mysteriösen Umständen Selbstmord begangen. Es handelt sich also um sein letztes Buch, in gewisser Weise sein Vermächtnis. Bei der Übersetzungsarbeit entdeckt David auf den Manuskriptseiten Hinweise, die, vielleicht, einen Code beinhalten. Immer stärker beschleicht den nervlich angeschlagenen Übersetzer außerdem die Ahnung, dass dieser Text das große Geheimnis seines eigenen Lebens widerspiegelt. Denn auch Davids Frau verschwand – drei Jahre zuvor, bei einer gemeinsamen Reise in den Alpen. Die Begegnung mit Reins berückend aparter Witwe Mariam reißt David, der die Vergangenheit noch nicht verwunden hat, in einen Strudel aus Begehren und Schuldgefühl.
Bei dieser Verfilmung eines gerade veröffentlichten Kriminalromans von Håkan Nesser ist die gute Nachricht auch die schlechte. Die Geschichte ist so raffiniert gebaut, dass sie, um vorab nicht zuviel zu verraten, nur angedeutet werden kann. In der zwischen Gegenwart und Rückblenden changierenden Erzählung befindet man sich stets auf der Erkenntnishöhe des Antihelden, der Schritt für Schritt seine privaten und beruflichen Rätsel entziffert.
Soviel sei enthüllt: es geht um die Beseitigung von Ehepartnern. In der Art kommunizierender Röhren wird Literatur zwischen Lüge und Wahrheit zum Zerrspiegel der Realität – und zum Handlungstrigger. Ebenso vertraut und zugleich irritierend ist der Schauplatz, eine Stadt namens Maardam. Der Zuschauer kann diese nordwesteuropäisch anmutende Stadt geografisch nicht verorten, was die Geschichte noch dazu auf einen schwankenden Boden stellt.
Regisseur Daniel Alfredson, der bereits die beiden ersten schwedischen Millenium-Krimis »Verdammnis« und »Vergebung« inszenierte, kreiert hier eine ureigene, verwunschene Atmosphäre. Das Verwirrspiel entfaltet sich mit der Ruhe eines in einen See geworfenen Steines, der immer weitere Kreise verursacht und einen in diese Bewegung hineinzieht. Benno Fürmanns proletarisch-körperliche Präsenz verleiht dem Geistesarbeiter David etwas beunruhigend rastloses. In Davids Schattenboxen mit den Geistern der Vergangenheit erweist sich als Hauptgegner der katzenhafter als je zuvor agierende Ben Kingsley.
In zwei weiteren, 2019 anlaufenden Krimis werden noch mehr Details der imaginären Metropole Maardam gezeigt. Denn »Tod eines Autors« ist der Beginn einer ambitionierten Krimitrilogie, deren Knotenpunkt das Maardamer Café Intrigo ist, in dem der grübelnde Daniel oft Station macht. Der Einstieg in das filmische Håkan-Nesser-Universum ist schon mal vielversprechend.

Gabriele Zimmermann (Foto: © 2018 Twentieth Century Fox)
INTRIGO — TOD EINES AUTORS
(Intrigo: Death of an Author)
von Daniel Alfredson, S/USA/D 2018, 103 Min., mit Ben Kingsley, Benno Fürmann, Tuva Novotny, Veronica Ferres
nach dem Buch von Håkan Nesser
Thriller
Start: 25.10.2018

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