Institut für Stadtgeschichte: Plakatausstellung »Frontstadt Frankfurt«

Plakatausstellung »Frontstadt Frankfurt« (Foto: Institut für Stadtgeschichte)Plakatausstellung »Frontstadt Frankfurt« (Foto: Institut für Stadtgeschichte)Durchhalten im Dormitorium

Alle halbe Stunde gibt es Entwarnung im Refektorium des Frankfurter Karmeliterklosters. Der langgezogene abfallende Ton mag für die Menschen in den Luftschutzbunkern der Stadt zwar erlösend gewesen sein, er ist schlimm genug. Was sich deren Augen an Zerstörung nach dem Verlassen der Bunker bot, können auch die Filme, Bilder und Berichte der aufregenden Ausstellung »HEIMAT/FRONT. Frankfurt am Main im Luftkrieg«, die an dieser Stelle im November (S. 28) besprochen wurde, nur andeuten.

Im Dormitorium des Gebäudes wird sie nun durch die Plakatschau »Frontstadt Frankfurt« ergänzt, die mit rund 30 Plakaten aus dem Ausland und Inland den Luftkrieg und den Luftschutz 1933 bis 1945 thematisiert. Sie stammen aus der Sammlung des emigrierten Frankfurters Gustav Gus Lerch, die seit 2007 dem Institut für Stadtgeschichte gehört.

Zu den Exponaten gehören auch US-amerikanische und britische Plakate, die um Unterstützung in der jeweiligen Bevölkerung warben. »Every Bomb-Load Counts!“ steht unter dem smart lächelnden US-Piloten, der seine für Deutschland bestimmte Bombenbatterie zu liebkosen scheint. Und: »Make em right!«, was man mit »Gut so« übersetzen könnte. Ein anderes fordert die Briten mit Bildern von Bombenangriffen auf deutsche Ziele dazu auf, der Luftwaffe den Rücken zu stärken. »Back em up!!«

Das Titelplakat hat der Frankfurter Gauleiter Jakob Sprenger veranlasst: »Frontstadt Frankfurt« prangt über der Zeichnung des aus den Trümmern ragenden Frankfurter Doms, »wird gehalten!« steht dann flammrot unter einer mit Hammer, Pickel und Hakenkreuzfahne im Schutt angetretenen Aufräum-Troika aus Hitlerjunge, Frau und Mann. Das Plakat wurde schon am Morgen nach dem verheerenden Bombardement der Royal Air Force vom 22. auf den 23. März 1944 frankfurtweit gehängt, war also schon längst gedruckt. Man kann sich nicht vorstellen, dass dieser Durchhalteappell sehr viel Mut gemacht hat.

Nolens volens werden mit der Plakatkunst auch die Plakatkünstler zum Thema dieser Abteilung, deren Arbeit das Erscheinungsbild des Nationalsozialismus prägten. Hans Herbert Schweitzer heißt der Grafiker des Durchhalteplakats, ein frühbewegter Nazi und enger Mitarbeiter von Joseph Goebbels bei der Sichtung von Exponaten für die Ausstellung »Entartete Kunst«. Nach dem Krieg war Schweitzer laut Wikipedia noch als Plakatentwerfer für das Bundespresseamt und für rechtsradikale Publikationen tätig.

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Bis 23. März: Mo.–Fr, 10-18 Uhr; Sa., So. 11–18 Uhr
www.stadtgeschichte.de

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