»Dreigroschenoper« im Staatstheater Darmstadt

Mit Erscheinen unserer Juni-Ausgabe hat die »Dreigroschenoper« gerade Premiere: das unverwüstliche Singspiel, ganz in der Nachfolge des Satirikers John Gay (1685–1732) und des ersten Tondichters Christoph Pepusch – neu gestaltet als »Spiel mit Musik« von Bert Brecht und kongenial verjazzt, moritatenhaft und unverblümt in die Zeit der Uraufführung von 1928 versetzt von Kurt Weill. Wer kennt sie nicht, die Ballade vom Gangster Mackie Messer alias Macheath: vom Haifisch, der Zähne hat – mit dem Messer, das man nicht sieht, nur die Leiche, die er hinterlässt? Die beiden Kontrahenten aus der Londoner Gauner- und Hurenszene stehen damals wie heute für mafiöse Strukturen, die sich hier einmal nicht von der »glanzvollen Seite zeigen: sondern im wahrhaft untersten Milieu. Zwielichtig sind sie alle und verschlagen: Jonathan Peachum etwa, Besitzer des Ladens »Bettlers Freund«, zockt sogar von den Erlösen der organisierten Bettler ab. Sein Counterpart Macheath (genannt Mackie Messer), wird von seiner Geliebten Jenny befreundet mit dem Polizeichef Brown, verpfiffen und an den Galgen geliefert. Und (wer ahnt den Grund?) »Tiger Brown« taucht in allerletzter Minute als königlicher Bote auf (nobody knows why), um ihn vor dem Fallbeil nicht nur zu retten, sondern auch noch in den Adelsstand zu erheben. Wenn das keine Story ist, die sich in das heutige Umfeld umsetzen lässt! Der Brecht- und Berliner-Ensemble-erfahrene Philipp Thiedemann wird das turbulente Stück neu inszenieren – wir sind gespannt.

Bernd Havenstein (© David Baltzer)
Temine: 31.5. (Premiere), 2., 9., 15., 20. Juni, jeweils 19.30 Uhr
www.staatstheater-darmstadt.de

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