Das Museum Wiesbaden lädt Familien zur Eiszeit-Safari!

Schon der Titel dieser Ausstellung, die auf das Leben in unseren Breitengraden vor 15- bis 30.000 Jahren blickt, lässt aufhorchen: »Eiszeit-Safari« scheint völlig gegensätzliche Begriffe wie Kälte und Afrika zu kombinieren. Tatsächlich aber war der Mensch auch bei bis zu 50 Minusgraden mitten in Europa mit Großwild konfrontiert, das man heute eher in Afrika vermutet: mit Höhlenlöwen, Wollnashörnern, Saiga-Antilopen, Leoparden und Hyänen, aber auch Mammuts, Steppenbisons und Riesenhirschen.
Weil überdies Safari nichts anderes als Reise bedeutet, passt der Titel bestens. In zwei großen Räumen der Naturhistorischen Sammlung des Hauses sind auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern mehr als 100 lebensechte Tierrekonstruktionen, Skelette und Präparate, aber auch Vitrinen, Bilder, ein Zelt und Installationen aufgebaut, die uns vor Augen führen, von was, wie und mit wem die Jäger und Sammler damals lebten. Alles, was wir dort sehen und erfahren, basiert auf der wissenschaftlichen Auswertung von Funden – meist aus dem Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim übrigens, dem Initiator dieser Wanderschau, die an allen Stationen lokale Funde einbezieht, in Wiesbaden etwa welche aus Igstadt.
Dass die Menschen vor 30.000 Jahre anatomisch nicht sehr viel anders aussahen als heute, machen uns die Figuren von Urs und Lena deutlich, denen wir gleich beim Eintritt begegnen. In ihren wildledernen Umhängen erinnern sie an Bilder, die wir von Indianern kennen. Ihr Leben war sicher nicht sehr paradiesisch, die Temperaturen lagen im Schnitt 10 bis 12 Grad unter den heutigen. Aber in den wärmeren, schnee- und eisfreien Sommermonaten fanden die Eiszeit-Jäger auch manche essbare Pflanze und Frucht. Preiselbeere, Beifuß und Löwenzahn sind die bekannteren Pflanzen der kaltzeitlichen Steppenlandschaft – und auch hier zu sehen.
Auch wenn Windgeräusche und Tierlaute aus den Lautsprechern Echtzeit suggerieren, kann man den Mantel in der Garderobe lassen, bevor es bei kommoden Raumtemperaturen zu den tierischen Erdbewohnern geht. Zum Mammut beispielsweise, das immerhin die Größe eines asiatischen Elefanten erreichte, zum Höhlenlöwen und natürlich zum Wollnashorn mit seinem Nachwuchs. Letzteres gehört zu den jüngsten der in Mannheim hergestellten Modelle und wurde erst nach dem Fund einer Nashornbaby-Mumie aus den Permafrostböden in Sibirien möglich. Sein Horn hat das Nashorn übrigens zum Schneeräumen benutzt, um an die Steppenpflanzen zu kommen.
Wie sehr man auf wissenschaftliche Exaktheit in Wiesbaden achtet, zeigen uns etwa die erstaunlich langen Wimpern des Wollhaarmammuts. Sie hatten die besondere Funktion, seine Augen vor den Mücken zu schützen. Imposant ist auch der Riesenhirsch, der mit seinem gewaltigen Geweih keine Zukunft mehr in den späteren Waldlandschaften haben sollte. Dem Höhlenbär dagegen war als Vegetarier in der Kaltzeit der Garaus beschieden, während der Braunbär als Allesfresser bis heute überlebt hat.
Wer sich eine App herunterlädt wird an allen Stationen mit Informationen, zusätzlichen Bildern und Filmen bedient. Bei Bedarf, kann man sich das Smartphone dazu an den Wochenenden ausleihen. Dazu gibt es als Reisebegleiter ein hochinformatives Buch, das sicher auch Erwachsen interessiert. Für die Jüngsten hat das Museum einen Sandkasten eingerichtet, in denen der Archäologe und die Paläontologin von morgen fündig werden können, wenn sie nur reichlich buddeln.

Lorenz Gatt (Foto: © Bernd Fickert)
Bis 21. April 2019: Di., Do. 10- 20 Uhr; Mi., Fr. 10-17 Uhr; Sa., So. 10-18 Uhr
www.museum-wiesbaden.de

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