Bockenheimer Depot: Die Dresden Frankfurt Dance Company präsentiert Jacopo Godanis »Alter Ego«

Im vergangenen Oktober zur Premiere in der Dresdener Hellerau hat Jacopo Godanis »Alter Ego« noch Beistand gebraucht. Da präsentierte der künstlerische Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company (DFDC) mit seinem Ensemble seine jüngste Choreografie noch zusammen mit der älteren Arbeit »Moto Perpetuo« an einem zweiteiligen Ballettabend. Im Bockenheimer Depot will der italienische Allrounder, der in der Regel auch für die Bühne, Licht und Kostüme zeichnet, mit dem inzwischen weiterentwickelten Werk allein den Auftritt seiner Tanzgruppe bestreiten. Inhaltlich spürt Godani weiter leidenschaftlich den »unendlichen Möglichkeiten der Metamorphosen« nach, so Louisa Sancho Escanero, die persönliche Referentin des Maestros. Die DFDC-Fangemeinde ist längst vertraut mit den phantastisch designten Gestalten und ihren immer wieder verblüffenden Bewegungen, die Godani nicht zuletzt aus der Kooperation mit den Forschern des Senckenberg Naturmuseums entwickelt ha: menschliche Körper mit animalischen Merkmalen, die ein Universum aus seltsamen Kreaturen bilden.
Godani führt indes in »Alter Ego« die körperliche Bewegungssprache seiner Tänzer und Tänzerinnen über das bloß Transformative hinaus. Die zwischen Mensch und Insekt changierenden Wesen kommunizieren mit Gesten und Blicken miteinander, halten ein und verharren und spielen so auch mit den Dimensionen von Raum und Zeit. Dabei lässt die Beziehung der Tänzer und Tänzerinnen zu den Teilen ihres je eigenen Bühnenkörpers Baukastensysteme à la Märklin assoziieren: als »Konstruktion eines geometrischen, fast kaleidoskopischen Meccano «, so das Programm. Am Ende, heißt es dort weiter, wachsen »die Performer*innen (…) zu temperamentvollen Figuren heran und bilden zusammen mit dem Choreografen einen magischen Kreis, in dem sie ungestüm zu evozieren versuchen, was dem Menschen für immer durch die Finger gleitet: die Entschlüsselbarkeit des Lebens«.
Diesseits der programmatischen Fabulistik entdeckt der beeindruckte Dresdener Tanzkritiker Rico Stehfest ungewohnt bunte und in ungewohnt weite, fließende Stoffe gekleidete Akteure mit übertrieben eckigen Schultern oder Ellenbogenerweiterungen, die sich in phantastischen dreidimensionalen Lichträumen bewegen: »Das ist schräg, absurd, befremdlich und grotesk. Seine (Godanis, gt) Bilder (…) verstören in einer auffälligen Axialsymmetrie. Die Tänzer mutieren tatsächlich optisch zu Tieren, sind wirklich Insekten.«

Gisbert Gotthardt (© Ian Whalen)
Termine: 28., 29. Februar jeweils 20 Uhr, (acht weitere Termine im März)
www.dresdenfrankfurtdancecompany.com

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