Museum für Kommunikation: Mit der VR-Brille in Boschs »Garten der Lüste«

Im Prado zu Madrid kann man den »Garten der Lüste« bestaunen, wenn einem die Anderen nicht die Sicht versperren. Im Frankfurter Museum für Kommunikation kann man in die vor 500 Jahren geschaffene exzessive Phantasie des Hieronymus Bosch eintauchen, wenn man endlich an der Reihe ist, die nur einmal vorhandene Virtual-Reality-Brille aufzusetzen. Und wenn man mindestens 15 Jahre alt ist. Dem Titel, den das die Bedrohung durch die sieben Todsünden explorierende Bild übrigens erst vor rund 100 Jahren erhielt, wird es in jeder Hinsicht gerecht. »DelightfulGardenVR. Eine Virtual Reality Erfahrung im Garten der Lüste von Hieronymus Bosch« ist die punktuelle Weiterentwicklung eines Exponats der großen Ausstellung »Back to Future«.
Ein auf Kulturvermittlung zielendes Frankfurter Digi-Start-Up hat die Idee entwickelt und das Naturparadies des niederländischen Malers (1450–1516) auf sieben Wegen dreidimensional zugänglich und visuell erfahrbar gemacht. Es bleibt eine gemalte Welt, die sich vor und um den Eindringling auftut und bewegt. Und es sind gemalte Nackte, allesamt Männer, die da auf seinen Besuch reagieren und mit ihm – wir sind nicht ja von ungefähr im Museum für Kommunikation – in einer Art ältlichem Robin-Hood-Englisch zu sprechen und sogar zu hadern beginnen. Mit einem Stick kann man sich vorwärts bewegen und beamen, aber auch nach Gegenständen greifen. Und sie sogar werfen: zum Ärger des Mannes, der sein gerade noch bewundertes Ebenbild in den Wellen zerfließen sieht, weil man einen Apfel in den Teich geworfen hat.
Keine Frage, dass eine solche Installation der Hauptklientel des Museums, Schulklassen, auch die Kunst näher zu bringen vermag. Überdies gestattet die Ausstellung diesen Einblick in den aufwändigen Herstellungsprozess: von der Reproduktion des Gemäldes bis hin zur Animation der Gartenbewohner. Das augenscheinlich auf den großen Markt zielende Projekt dürften aber auch die Englisch-Lehrer goutieren.

gt (Foto: © Timel)

Bis 23. Januar: Di.–Fr., 11–18 Uhr; Sa., So., 11–19 Uhr
www.mfk-frankfurt.de

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