18. Nippon Connection vom 29.5.–3.6.2018 in Frankfurt

Düsseldorf mag ja die größte japanische Kolonie in Deutschland beherbergen, Frankfurt wartet aber mit dem größten japanischen Filmfestival außerhalb Japans auf, und zwar weltweit. Im Gegensatz zu anderen Festivals in der Region, die sich mit ein paar Erstaufführungen brüsten, werden bei Nippon Connection bis auf ein paar Übernahmen aus deutschen Filmfestivals alle neuen Beiträge mindestens als Deutschland-, wenn nicht als Europa- oder Weltpremieren präsentiert.
Das Publikum weiß es zu schätzen, Nippon Connection stellt als bestbesuchtes Filmfestival im Rhein-Main-Gebiet jedes Jahr neue Besucherrekorde auf. Das Künstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml gegenüber in der Naxoshalle sind im Grunde zu klein für den Andrang.
Rund 60 Filmschaffende und Künstler(innen) aus Japan werden kommen. In einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm kann man die Vielfältigkeit der japanischen Kultur entdecken.
Aus dem Filmprogramm seien hier einige voraussichtliche Höhepunkte vorgestellt: Regie-Altmeister Nobuhiko Obayashi beschäftigt sich in seinem stilistisch außergewöhnlichen Werk »Hanagatami« mit einer Gruppe von Jugendlichen im Japan der 1940er-Jahre. Koji Yakusho, gutaussehender Preisträger des Nippon Honor Award 2017, glänzt in dem Krimi-Drama »The Third Murder« von Hirokazu Koreeda als zum Tode verurteilter Mordverdächtiger. Hauptdarsteller Kiyohiko Shibukawa wird bei der Weltpremiere der lakonischen Kleinstadtkomödie »Enokida Trading Post« von Ken Iizuka in Frankfurt zu Gast sein. Isao Yukisadas düsteres, bei der diesjährigen Berlinale mit einem FIPRESCI-Preis ausgezeichnete Coming-of-Age-Drama »River’s Edge« steht ebenso auf dem Programm wie Takeshi Kitanos »Outrage Coda«, der lange erwartete dritte Teil seiner Yakuza-Saga.
Für die jüngeren Cinephilen besteht das japanische Kino in erster Linie aus Anime-Filmen. Sie dürfen sich auf die zwei neuesten Werke von Masaaki Yuasa freuen: »Lu Over the Wall« und »The Night Is Short, Walk On Girl« greifen märchenhafte und mysteriöse Geschichten auf. Beide Filme werden beim Festival als Deutschlandpremiere gezeigt.
Als historische Rarität wird der japanische Stummfilm »Kurama Tengo« von Teppei Yamaguchi (1928) nicht nur mit live eingespielter musikalischer Untermalung, sondern auch mit narrativer Begleitung durch den Benshi (Filmerzähler) Ichiro Kataoka aufgeführt werden. Als weitere Seltenheit wird der erotische Pink Film »Blue Film Woman« von Kan Mukai (1969) in einer restaurierten Fassung gezeigt werden.
In der neuen Programmreihe NIPPON DOCS, die vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain unterstützt wird, präsentieren engagierte Dokumentarfilmemacher(innen) ihre Werken, in denen gesellschaftliche und politische Entwicklungen in Japan kritisch beleuchtet werden. Haruka Komori hat für ihren Film »Trace of Breath« über mehrere Jahre hinweg den Besitzer einer Gärtnerei in einer 2011 von Erdbeben und Tsunami zerstörten Kleinstadt im Nordosten Japans besucht. Dabei ist ein warmherziges Porträt eines Menschen entstanden, der die Hoffnung nicht aufgibt.
Kazuhiro Soda beobachtet in »Inland Sea« das Leben in einer kleinen japanischen Hafenstadt, die zunehmend nur noch von älteren Menschen bewohnt wird, weil die jüngeren Generationen in die Metropolregionen umgezogen sind.
Neben Mousonturm und Naxoshalle sind das Mal Seh’n Kino, das Kino im Deutschen Filmmuseum, das Theater Die Käs und der Ausstellungsraum Eulengasse weitere Veranstaltungsorte.

cw (Foto: The Third Murder, © 2017 Fuji Television Networkamuse Inc Gaga Corporation)
www.nipponconnection.com

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