»Zu guter Letzt« von Mark Pellington

Eine Kratzbürste wird menschlich

Ältere Filmschauspielerinnen klagen häufig, sie seien nicht mehr gefragt und bekämen keine Rollen. Nicht so Shirley McLaine, die in den letzten Jahren immer wieder, insbesondere in TV-Produktionen, aufgetreten ist. In »Zu guter Letzt« spielt sie nun eine betagte Dame, die sich in ihrem herrschaftlichen Haus buchstäblich zu Tode langweilt, aber mit der Idee, einen Nachruf auf sich selbst schon zu Lebzeiten verfassen zu lassen, neuen Elan bekommt.

Harriet Lauder, so heißt MacLaines Figur, ist begeistert von den schönen Nachrufen in der lokalen Zeitung. So einen sollen die Leute auch nach ihrem Ableben zu lesen bekommen. Weil sie in ihrer Zeit als Verantwortliche in einer Werbeagentur der Zeitung viele Anzeigen und somit eine Menge Geld eingebracht hat, spaziert sie kurzerhand in das Büro des Chefredakteurs, um von ihm zu verlangen, dass er ihr seine versierte Nachrufautorin, die junge Anne Sherman (Amanda Seyfried), zur Verfügung stellt. Sie soll der resoluten alten Dame in ein paar Tagen einen hübschen Nachruf verfassen.
Anne ist nicht begeistert, fügt sich aber, weil sie befürchten muss, sonst ihren Job zu verlieren. Außerdem stachelt die anspruchsvolle Mrs. Lauler ihren Ehrgeiz an. Mit der ersten Fassung ihres Nachrufs ist diese erst einmal total unzufrieden, denn Anne hat, nachdem sie aus der Umgebung des unbeliebten Kontrollfreaks nur negative Meinungen – sogar der Pfarrer hasst die Kratzbürste – gehört hat, einen lauwarmen Text verfasst.
Also kommt Harriet Lauler auf die geniale Idee, mit ein paar guten Taten ihr Image aufzubessern, solange noch Zeit ist, und somit ihrem Nachruf einen mitreißenden Ton zu verpassen. Jetzt steht die Aussöhnung mit Ex-Ehemann, Tochter und ehemaligen Bekannten auf dem Programm. Ein Unterfangen, bei dem ihr Anne zur Seite steht und zwischen beiden eine nach unserer Sympathie heischende Mutter-Tochter-Beziehung reift. Merke: Wenn du mit deiner eigenen Tochter nicht zurecht kommst, dann bilde eben eine neue Familie. Eine kleine Enkeltochter findet sich in Gestalt der farbigen, 9-jährigen Brenda (AnnJewel Lee Dixon), die Harriet und Anne bei einer Wohltätigkeitsaktion für schwer erziehbare Kinder als besonders eigensinnig auffällt. Sie ist natürlich eine charakterliche Verwandte der durchsetzungsfreudigen Harriet, die es nicht leiden kann, wenn Menschen ihre Talente verkümmern lassen.
Routinier Mark Pellington dürfte bei der Inszenierung nicht viel zu tun gehabt haben. Der Film profitiert vor allem von der Persönlichkeit Shirley McLaines, die auch im hohen Alter ihre Sommersprossen und ihr spitzbübisches Lächeln nicht verloren hat. An ihrer Seite weiß sich eine muntere Amanda Seyfried zu behaupten, die zusammen mit der Grand Dame Hollywoods auch als ausführende Produzentin fungiert. Die anderen Darsteller laufen am Rande in dieser amüsanten Komödie mit, deren eingestreute Lebensweisheiten, in glänzendem Geschenkpapier verpackt, die Zuschauer immer wieder schmunzeln lassen.

Claus Wecker
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ZU GUTER LETZT (The Last Word)
von Mark Pellington, USA 2017, 108 Min.
mit Shirley MacLaine, Amanda Seyfried, Anne Heche, Thomas Sadoski, Philip Baker Hall, AnnJewel Lee Dixon
Komödie, Drama
Start: 13.04.2017

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