Was aus einem Apfel werden kann

esskultur_Andreas_Schneider-2.jpgWie wird der neue Apfelweinjahrgang? Diese Frage beschäftigt Apfelwein-Liebhaber alle Jahre wieder spätestens im Februar. Erste Prognosen zur Qualität des Jahrgangs 2014 kann Apfelwinzer Andreas Schneider vom Obsthof Schneider in  Nieder-Erlenbach bereits geben.
Die ersten 20 seiner rund 50 Apfelwein-Kreationen des neuen Jahrgangs hat Schneider bereits von der Hefe genommen. Vier bis fünf Monate haben die sortenrein gekelterten Weine von der Ananasrenette, Goldparmäne oder dem Boskoop, die Cuvées und Lagenapfelweine aus Schneiders Obstgarten im Gärtank auf der Hefe gelegen, und unter der Obhut des Apfelwinzers sind sie ihrer Vollendung entgegengereift. »Die Apfelernte 2014 war die ergiebigste seit 50 Jahren. Das war für uns einerseits toll, andererseits haben sich Fruchtzucker und Fruchtsäure auf viel mehr Äpfel als in gewöhnlichen Jahren verteilt. Deswegen hat der Jahrgang 2014 deutlich weniger Öchsle, so um die 50 statt 60«, prognostiziert Andreas Schneider. Er erwartet also »schlanke, filigrane Apfelweine mit erfrischender Säure«.
Schneiders Apfelweine bieten eine einzigartige Vielfalt an sortenreinen Gewächsen und Jahrgangsspezialitäten. Der Ausbau der Weine nach Sorte und Lage zu einem Premium-Produkt ist eine Herausforderung, der er sich verschrieben hat. »Ich experimentiere und kreiere neue Geschmackswelten mit sortenreinen Apfelweinen!« Qualität beginnt beim Apfel. Da hält es Andreas Schneider wie die Topwinzer. »Achtzig Prozent meiner Arbeit findet auf der Obstwiese statt. Denn das Terroir prägt nicht nur den Trauben-, sondern auch den Apfelwein.« So erntet er nicht nur in den eigenen Apfelhainen, sondern schaut sich auch Lagen befreundeter Obstbauern und Streuobstwiesen an, immer auf der Suche nach einem neuen Geschmack. »Man muss die Früchte kosten, die Landschaft auf sich wirken lassen, nur dann kann man beim Vinifizieren die Herkunftslandschaft und deren prägenden Charakter auf der Zunge erfahrbar machen.«
Ist der Saft gepresst, ruht er drei Tage und wird dann vom »Trub« (Satz) abgezogen und in die Gärtanks gefüllt. Andreas Schneider verzichtet auf die Zugabe von Reinzuchthefen. Vielmehr nutzt er die wilden Hefen, die sich auf der Fruchtschale befinden. Diese leiten die Gärung ein und verleihen Schneiders Apfelweinen die besondere Note. Die Gärung unterliegt der Witterung: Ist es kalt, verläuft der Gärungsprozess langsam und der Großteil der bis zu 50 alljährlich von Hand gekelterten Apfelweine wird eine hohe Restfruchtsüße haben. Ist es warm, verläuft der Gärungsprozess schneller und es wird ein trockener Apfelwein-Jahrgang heranreifen. »Das Spannende bei meiner Arbeit: Ich kann dem Apfelwein nur das Milieu zur Reife geben. Was schlussendlich dabei herauskommt, ist immer wieder eine Überraschung.« Allerdings räumt Andreas Schneider ein, dass viel Erfahrung, Wissen und ein gutes Bauchgefühl dem Gelingen überaus zuträglich sind. Das hat er in gut 20 Jahren seines Schaffens auf dem biologisch wirtschaftenden Obsthof am Steinberg und dem Ausbau von mittlerweile 22 Apfelweinjahrgängen gesammelt.
Qualitätsarbeit am Apfelwein bedeutet für Andreas Schneider auch, sich mit Kollegen aus aller Welt über deren Produktionsweisen und die Besonderheiten des Terroirs auszutauschen. Deswegen organisiert er mit seinem Freund und Kollegen Michael Stöckl seit 2007 eine internationale  Apfelweinmesse mit prominenten Gästen aus der Apfelwein-Szene weltweit. Aus der Schweiz, Frankreich, Österreich, ja sogar aus Japan und England kommen sie. Nächster Termin für die internationale Apfelweinmesse: Sonntag, 12. April 2015, von 11 bis 18 Uhr im stilvollen Ambiente des Gesellschaftshauses Palmengarten. Zu verkosten gibt es in diesem Jahr mehr als 250 Apfelweinspezialitäten von über 70 Ausstellern aus acht Nationen. Ein Highlight und eine Seltenheit in der Apfelwein-Szene ist die Bretonin Johanna Cecillon, die ihre ausgefeilten Cidres präsentieren wird. Außerdem dürfen sich die Besucher auf zahlreiche Schmankerln bester hessischer Manufakturen und Produzenten rund um den Apfel wie den »Stöffche-Käse« des Rheingau Affineurs, Apfelweinsalz und viele mehr freuen. Fast vergessene Apfelsorten zeigt die große Apfelausstellung des Pomologen-Vereins. Zahlreiche Streuobst-Initiativen informieren über ihre Arbeit.

Ingrid Schick (Foto: Andreas Schneider, © Lera Menshikova)
In Kooperation mit der 7. Internationale Apfelweinmesse »Apfelwein weltweit« im Gesellschaftshaus Palmengarten verlosen wir fünf Eintrittskarten an unsere Leser.
Senden Sie eine E-Mail mit Ihrer Adresse und dem Kennwort »Apfelwein« bis zum 7. April 2015 an verlosungen@genie.strandgut.de

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