U17 Mainz zeigt »Der Kleine und das Biest« (ab 5 Jahren)

Ein Herz für Scheidungseltern

Fast jedes dritte Kind muss mit der Trennung seiner Eltern zurechtkommen. Normal ist das trotzdem nicht. Das Theaterstück »Der Kleine und das Biest« geht das Thema ohne jede Larmoyanz von unten an. Von ganz unten. Aus der Perspektive eines betroffenen Einzelkinds wird erzählt, was für einen riesigen Schaff das diesem bereitet, wenn plötzlich auseinander ist, was bisher zusammen gehörte.
Es bleibt ja nicht dabei, dass solch ein Kind damit klar zu kommen hat, dass die Eltern nach einer Trennung ziemlich frustriert, manchmal deprimiert und vor allem plötzlich völlig anders sind, als es sie bisher kannte: sich in missmutige Biester verwandeln. Da heißt es dann, mit jedem einzelnen von ihnen behutsam umzugehen, aber auch zwischen Mutter Biest und Vater Biest die Balance zu halten. Keine leichte Aufgabe. Klar, dass das seine Vorteile hat, wenn sie um einen buhlen und werben. Aber es entgeht einem auch nicht, wie sie, die sich doch mal liebhatten, die Bilder zerreißen, auf denen sie sich noch mochten.
Bis Mutti wieder Mutti und Vati wieder Vati wird, kann zwar dauern, kommt aber bestimmt, wird uns vermittelt, nicht aber, ob es denn wieder was wird mit ihnen. Mit der Geschichte von Marcus Sauermann und Uwe Heidschnötter, die das Staatstheater Mainz jetzt auf der Untergrundbühne U17 zeigt, hat es eine ganz eigene Bewandtnis, denn sie ist zunächst als Trickfilm im ZDF entstanden und dann erst als Bilderbuch. Die Inszenierung von Jana Vetten lehnt sich stark an die Filmbilder und -episoden an. In ihrem Fell und mit ihren Krallen sehen die zerstrittenen Biester einerseits recht gruselig, dann aber auch ziemlich tollpatschig aus, wenn »Der Kleine« mit ihnen in den Supermarkt geht oder Fußball spielt oder wenn sie sich nachts zum Kuscheln zu ihm schleichen, auch wenn das mit Schnarchen endet.
Vincent Doddema vom Mainzer Jugendtheater verzichtet als »der Kleine« auf jede Geste des erhobenen Zeigefingers und auf alle Larmoyanz. Er versteht nicht alles, was die Eltern tun, oder gar, was sie trennt, aber welches Kind tut das schon? Er versucht einfach, das Beste daraus zu machen. Seine Partner in diesem kurzweiligen bunten Stück sind Anika Baumann mit einer herrlichen kleinen Supermarktszene und Johannes Schmidt von der großen Bühne des Hauses. Das gut einstündige Spektakel ist für Groß und Klein, wird aber mit Sicherheit von Kindern ganz anders als von Eltern gesehen.

gt (Foto: Martina Pipprich)
Termine: 23.10., 15 Uhr; 24.10., 10 Uhr
www.staatstheater-mainz.de

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