»Taxi Teheran« ab 23.7.2015 im Kino!

Taxi Teheran (ab 23.7.2015 im Kino)Er kann‘s nicht lassen

»Taxi Teheran« von Jafar Panahi

Willkommen in Teheran, im Taxi von Jafar Panahi! Der Regisseur sitzt selbst am Steuer und bahnt uns den Weg durch den Großstadtverkehr. Die Kamera hat er ans Armaturenbrett montiert, für den Filmschnitt zeichnet er verantwortlich, und produziert hat er den Film auch.

»Taxi Teheran«, im Original schlicht »Taxi«, ist ein Untergrundwerk. Ohne Genehmigung gedreht, von einem Regisseur, der unter Berufsverbot steht und den Iran nicht verlassen darf. Es werden keine Schauspieler genannt und auch keine Mitarbeiter des technischen Stabes. »Auf weitere Angaben wird zum Schutz der Beteiligten verzichtet«, heißt es dazu im Presseheft.
Wie eine Dokumentation kommt der Film daher. Na klar, weil er keine Filme drehen darf, ist Panahi Taxifahrer geworden. Zufällig steigen die ersten Fahrgäste ein. Aber spätestens beim künstlichen Blut eines Unfallopfers, das samt schreiender Ehefrau eingeladen wird, ist klar, dass hier alles inszeniert ist. Ja, Panahi kann’s nicht lassen, er ist doch Regisseur und Autor geblieben.
Im Dezember 2010 wurde er zu einer Haftstrafe und zwanzig Jahren Berufsverbot verurteilt. Mittlerweile ist er zwar auf freiem Fuß, aber seine Filme werden im Iran nicht aufgeführt. Diejenigen, welche er  vor seiner Verurteilung gemacht hat, nicht, »Der Kreis« (2000) und »Offside« (2006) beispielsweise, und die nachher illegal gedrehten, von denen dies der dritte ist, erst recht nicht. Im Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat Panahi einen Förderer gefunden, der ihm ein großes, internationales Forum bietet. Kosslick berief 2011 den iranischen Filmemacher in die Jury und ließ demonstrativ einen Stuhl leer, als Panahi nicht anreisen durfte. Vor zwei Jahren lief sein Film »Pardé« (Closed Curtain), in dem sich ein Drehbuchautor mit seinem Hund in einem Haus versteckte (im Iran ist das Halten eines »unreinen« Tieres verboten), im Wettbewerb. In diesem Jahr war »Taxi« eingeladen und wurde prompt mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Seit 2011, als »Nader und Simin – Eine Trennung« von Asghar Farhadi, dem iranischen Meister-Regisseur, der heute in Paris lebt, den Goldenen Bären erhielt, fand keine Jury-Entscheidung so eine große Zustimmung.
All seine Erfahrungen mit dem autoritären iranischen Regime hat Panahi nun in dem neuen Film verarbeitet. Zu seinen Fahrgästen zählen ein Taschendieb, der für die Todesstrafe plädiert, worauf ihm eine Lehrerin widerspricht, ein DVD-Händler, der verbotene Filme im Angebot hat, eine selbstbewusste Nichte, die ihr Schulwissen vom politisch korrekten Filmemachen zum Besten gibt, und eine charmante Juristin, die auf dem Weg ins Gefängnis ist, wo ihre Mandantin, die aus Panahis »Offside« stammen könnte, in den Hungerstreik getreten ist. Man schlägt sich mehr schlecht als recht in der islamischen Republik durch, und der Film zeigt dies mit erstaunlich viel Humor. Ein Höhepunkt in diesem Kino-Sommer, aber man sollte ihn unbedingt in der untertitelten Originalfassung sehen.

Claus Wecker
TAXI TEHERAN (Taxi)
von Jafar Panahi, Iran 2015, 82 Min.
mit Jafar Panahi
Satire
Start: 23.07.2015

Für die Preview des Films in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln am Montag, d. 20.7., um 19 Uhr in Orfeos Erben verlosen wir in Zusammenarbeit mit dem Verleih Weltkino 10 x 2 Freikarten. Rufen Sie uns am Freitag, d. 17.7., ab 10 Uhr unter der Tel.-Nr. 069/97 07 41 99 an. Restkarten sind an der Kasse zu erwerben.

 

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