Shorts at Moonlight

Der Charme der kurzen Filme

Das Konzept ist erfolgreich: Kurzfilme sollen zum Publikum kommen. Beim Open Air, an verschiedenen malerischen Orten. Nun meldete das »Höchster Kreisblatt«, dass das betreffende Filmfestival im Rhein-Main-Gebiet ums Überleben kämpfe. Ein Grund, mit der Initiatorin Gudrun Winter zu sprechen.

Auf sieben Spielorte haben sie es in einem Jahr gebracht, bis nach Alzenau im Landkreis Aschaffenburg in Unterfranken seien sie mit ihrer Ausstattung gefahren, um die sehenswerten Kurzfilme an den Mann und die Frau zu bringen. Gudrun Winter, die ihre Vorstellungen mithilfe des gemeinnützigen Vereins »Shorts at Moonlight Kurzfilmfest e.V.« realisiert, ist eine ebenso charmante wie tatkräftige Frau. Drei Kurzfilme hat sie selbst gedreht, die Werbefilmsatire »Quitt«, das bekannteste von den drei Werken, lief sogar in Moskau auf dem dortigen Festival. Sie ist so begeistert von dem Kurzfilmformat, dass sie im Jahr 2003 mit dem zweitägigen »Hofheimer Kurzfilmfest« begonnen hat. In einer privaten Initiative, ohne das Netz öffentlicher Gelder. Alles ging gut, auch das Wetter spielte mit, die Vorstellungen waren ausverkauft, und die Betriebswirtin mit Schwerpunkt Marketing verlor kein Geld. Erst im zweiten Jahr beantragte sie Förderung. Mit finanziellen Absicherungen kamen weitere Tage und Orte dazu. »Shorts at Midnight« sollte das größte Kurzfilmfestival in Deutschland werden, und mit vier komplett ausverkauften Jahren in Folge und 14.000 Besuchern im letzten Jahr können sich die Kurzfilm-Begeisterten auch sehen lassen.
Nun hängt es aber an den schwierigen Bedingungen, dass das Festival, zumindest in der alten Form, gefährdet ist. Frau Winter, die Hofheimerin, bekommt das Alte Wasserschloss in der Main-Taunus-Kreisstadt nicht mehr als Spielstätte, Lärmschutzgründe. Die Mainzer wollen die Veranstaltung im Kurfürstlichen Schloss nicht mitfinanzieren. In dem verregneten Sommer 2011 habe sie ein fünfstelliges Minus gemacht. Das will die Organisatorin nicht noch einmal erleben. Die Hessische Filmförderung verlief so schleppend, dass in diesem Jahr kein Antrag gestellt wurde. Also bleibt heuer nur die Höchster Schlossterrasse, die allerdings in der Zeit vom 13. bis 31. Juli, immer mittwochs bis sonntags. Eine Bistro-Bestuhlung mit kleinen Tischen und vier Stühlen macht den Ort besonders attraktiv. Bei Regen gibt es ein Zelt, Capes und Decken von Skoda:»Wir lassen Sie nicht im Regen stehen« ist draufgedruckt.
Jeder Abend hat ein anderes Programm, nur am Anfang und am Ende steht ein lustiger Film. Die passenden seien übrigens gar nicht so einfach zu finden, höre ich mit Erstaunen. Nein, die Komödie sei durchaus nicht das umfangreichste Genre bei den »Shorts«. Die aktiven Vereinsmitglieder legen übers Jahr an festen Sichtungsterminen die Filmauswahl fest. An jedem Abend stimmt das Publikum ab, und die Preisträger haben nicht selten eine Karriere im Film- und Fernseh-Geschäft gemacht. »Übrigens, die deutschen Kurzfilme sind international sehr erfolgreich«, sagt Frau Winter am Ende unseres langen Gesprächs.

Claus Wecker
Shorts at Moonlight e.V. , Wingertstr. 1a, 65719 Hofheim
www.kurzfilmfestival.de

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