Sankt Peter/Landungsbrücken: »My Malala«

Blicke in die Mädchenwelt

Wer ihre bewegende Geschichte liest, wird fast zwangsläufig an Anne Frank erinnert. »Ich habe Angst« lauten die Worte, mit denen Malala Yousafzai, die elfjährige Tochter eines Schuldirektors in Pakistan, im Jahr 2009 einen Internet-Blog eröffnet. Unter Pseudonym hält das Mädchen seine Erfahrungen über den Alltag unter dem Terror der Taliban fest, die in ihrem Tal die Macht an sich gerissen und zahllose Mädchenschulen geschlossen haben. Vier Jahre später – dazwischen liegen Flucht und Rückkehr der Familie in die wieder unter Regierungsgewalt stehende Region – wird die inzwischen landesweit populäre 15-jährige Kämpferin für das Mädchenrecht auf Bildung in einem Schulbus von einem Terrorkommando gestellt und mit einem Kopfschuss niedergestreckt, den sie wundersam und vor allem ungebrochen überlebt. Mit 17 Jahren erhält die in einer Spezialklinik in London Kurierte den Friedensnobelpreis für ihr Engagement. Kaum zwei Jahre ist das gerade her, und schon ist das Wissen um Malala bei uns im Schwinden begriffen. »Ist das nicht die, die einen Oscar gekriegt hat?«
In einer Kooperation des Theaters Landungsbrücken mit der Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter will die Frankfurter Regisseurin Sarag Kortmann dem Engagement Malalas auf eigenen Wegen nachgehen, auch wenn deren Geschichte schon für die Bühnen entdeckt worden ist (Nick Woods Monolog »Malala – Mädchen mit Buch«). Für ihre Stückentwicklung »My Malala« hat sie vor allem die Blogs der jungen Pakistanerin gesichtet und abseits der Heldensagas eine gar nicht so fremde und ferne Mädchenwelt aufgespürt. Diese Welt, in der die Schülerin ihre Gedanken und Antworten zu politischer Repression und Terror entwickelte, soll »My Malala« auf mögliche Anknüpfungspunkte im Hier und Heute abklopfen. »Können wir uns von der jungen Malala inspirieren lassen? (…) Oder läuft in Deutschland alles so gut, dass wir keine mutigen Menschen, die die Wahrheit aussprechen, mehr brauchen? Oder gehört sie zu den nervenden Gutmenschen, die uns ein schlechtes Gewissen machen?«, fragt die Theatermacherin. Wer ihre Inszenierungen »Fack You Henry«, »Nora« oder »Woyzeck« kennt, weiß, dass Sarah Kortmann bequeme Antworten scheut. An der Seite von Marius Schneider und Marlene Zimmer gibt Daniela Fonda ihr Ensembledebüt. Spielort ist zunächst die Jugend-Kultur-Kirche Sankt- Peter in der Bleichstraße.

gt (Foto: © Landungsbrücken)
 
Termine: 25.–27. November, 19.30 Uhr; (für Schüler 30.11.–2.12., 10.30 Uhr)
www.sanktpeter.com
www.landungsbruecken.org

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