Palmengarten: »Duft – Natur und Kultur«

DUFT (Foto: Palmengarten)Immer der Nase nach

An keinem anderen Ort in Frankfurt lässt sich der Besucher wohl lieber nasführen als im Palmengarten. Dort wird in diesem Sommer das menschliche Riechorgan ganz besonders stimuliert. Die Ausstellung »Duft« im Palmenhaus des botanischen Gartens handelt von nichts anderem als Gerüchen. Bis zum 21, September werden hier mit viel Hintergrund die überwiegend pflanzlichen Duftspender und ihre Essenzen vorgestellt. Auf einem über fünf Erlebnisstationen (»Duft und Gestank«, »Biologie und Chemie«, »Wirkung und Geschichte«, »Parfum und Gewinnung« und »Gesundheit und Duftgärten«) führenden Parcours werden die Düfte nicht nur historisch, biologisch, kulturell und geographisch, sondern auch heilkundlich ausgeleuchtet. Und zudem im Kontext der Kosmetikindustrie. Die Sommerschau des Palmengartens wird nicht eben zufällig von den Erfindern des legendären Eau de Cologne begleitet, der italo-kölnischen Familie Farina.
So erfährt man etwa, wie die Nase funktioniert. Und dass der Geruchssinn zu den Ur-Sinnen des Menschen gehört und als einziger schon von Geburt an voll ausgebildet ist. Was nicht gut riecht, das verzehren wir mit gutem Grund nicht. Als Lock- und Schutzmittel im Prozess der Arterhaltung fungiert der Geruch selbst im Pflanzenreich, wo sich Pflanzen wie Rosmarin und Thymian damit schützen, gefressen zu werden.
Dass Gerüche wie von selbst diffuse Erinnerungen an Kindheitserlebnisse wachrufen können, gehört zu den Beobachtungen, die wohl ein jeder kennt. Frühe autobiografische Prägungen bedingen überdies, ob ein Duft eher als angenehm oder unangenehm empfunden wird, und sind in der Regel absolut individuell. Auch jemanden nicht riechen zu können beruht in der Regel auf olfaktorischen Bedingungen, die unabhängig vom Grad etwa der Körperpflege sind. Und natürlich hat auch die sexuelle Attraktivität ihr Odeur. Die große Bedeutung der ganz auf die Manipulation unserer Wahrnehmung gerichteten Kosmetikindustrie muss niemanden wundern.
Zurück zum Palmenhaus, das die Besuchernasen mit rund 60 konzentrierten Riechproben in Glasbehältern konfrontiert. An den eingelassenen Metallstäbchen sind dann Rose und Jasmin, Vanille und Zimt, Sandelholz und Zypresse, aber auch Rinden, Früchte, Harze oder Hölzer und ätherische Öle zu erschnuppern. Die etwas akademisch angelegte Schau wartet über die sonntäglichen Führungen hinaus auch mit Expertenrundgängen, etwa zur Geschichte des Dufts oder der Funktion der Nase, auf. Zu den vielen Begleitveranstaltungen gehören auch Filme wie der über eine Reise nach Grasse, die südfranzösische Parfümmetropole.

Lorenz Gatt
Bis 21. September: täglich 9 – 18 Uhr
www.palmengarten.de

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