Oper Frankfurt: Die Sizilianische Vesper

Innenansicht Oper Frankfurt (Foto: Rui Camilo)Verdi hochpolitisch

Zweimal noch, Anfang Juli, wird die letzte Neuproduktion der Saison, die »Sizilianische Vesper«, des 200-jährigen Geburtstagskinds Giuseppe Verdi in der Oper Frankfurt zu erleben sein. Mit einem kruden Sujet des französischen Vielschreibers Eugéne Scribe hat sich der Meister aus Roncole sehr schwer getan. Denn in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts war die Pariser Oper der Nabel der Welt, und an Scribe kam kaum jemand vorbei. Verdi selbst, in Italien bereits mit »La Traviata« und »Rigoletto« zu großem Ruhm gelangt, wollte natürlich über seine heimatlichen Grenzen hinaus und machte sich über den Umweg Paris zunächst abhängig vom modischen Geschmack der tonangebenden Franzosen wie Auber, Boieldieu oder Meyerbeer.

Wie nachzulesen ist, hat sich der cholerische Meister noch während der Komposition des politischen Stoffes um die (französischen) Besetzer Siziliens im 12. Jahrhundert mit seinem Librettisten heftig überworfen. Der 5. Akt ist denn wohl auch ein textliches Provisorium, um das sich Herr Scribe nicht mehr gekümmert hat. Wenn Hochzeitsglocken anstelle von Glocken zur kirchlichen Vesper läuten, so ist das nur eines von vielen Zugeständnissen Verdis an den Zeitgeschmack – ebenso die Balletteinlagen (Jacques Offenbach lässt grüßen!), die Voraussetzung für Aufführungen in der Pariser Oper zu jener Zeit gewesen sind. Verdi wäre aber nicht Verdi, hätte er trotz aller äußerlichen Widrigkeiten, nicht großartige Klangpanoramen und schon auf den »Don Carlo« oder »Otello« verweisende, musikalische Höhenflüge komponiert. Allein schon die häufiger auch konzertant zu hörende, trotzige Ouverture steht für den hochpolitischen, umtriebigen Geist seines großen Schöpfers. Der junge Senkrechtstarter Pablo Heras-Casado vom Orchester St. Luke´s in New York dirigiert im Graben der Oper Frankfurt, die Inszenierung besorgte der Dortmunder Intendant Jens-Daniel Herzog, dessen »Lohengrin« vor ein paar Jahren hier Furore gemacht hat.

Termine: 3. und 7. Juli (jeweils 19 Uhr), Karten online über www.oper-frankfurt.de

 

Der Sommer kann kommen,
Bernd Havenstein

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