Museum Giersch zeigt nur noch bis 31. August Frankfurter Landschaftsmaler aus drei Generationen

kunst_MUSEUM_GIERSCH_Carl_Peter_Burnitz_Vortaunuslandschaft_Sammlung_GIERSCHStaffellauf mit Koffer

Aus einem Geist, aber auch aus einem hölzernen Kasten haben die drei Frankfurter Freilicht-Maler Carl Peter Burnitz (1824–1896), Hanny Franke (1890–1973) und Klaus Kappel (geb. 1945) künstlerisch drei Jahrhunderte überbrückt. Der in einer Vitrine des Museums Gierschs plazierte Malkoffer wurde ursprünglich von Burnitz und nach ihm von Franke genutzt, der das schöne Teil auf einer Auktion erstand. Nach Frankes Tod hat dessen Witwe es wie einen Staffelstab an den gemeinsamen Bekannten Kappel übergeben. In der übersichtlichen und ziemlich kurzen Sommerausstellung »Frankfurter Landschaftsmaler aus drei Generationen« huldigt das Museum Giersch dem Künstlertriumvirat und seinem wichtigsten Gerät.
Der ominöse kleine Koffer hat es wahrlich in sich, schließlich ist das Requisit gleichsam das Produkt einer erst im 19. Jahrhundert insbesondere in der »Schule von Barbizon« kultivierten Malerei im Freien. Burnitz hat nach 1850 über längere Zeit in dieser Künstlerkolonie im Wald von Fontainebleau unweit von Paris gelebt und aus dieser Erfahrung seinen unspektakulären, dem Detail verpflichteten naturalistischen Stil entwickelt, der sich in ausschnitthafte Landschaftsansichten wie auch in Pflanzenporträts Ausdruck verschafft. Ganz großartig ist die Zeichnung eines im eigenen opulenten Wurzelwerk sich verknotenden Baumes. Nicht nur im Vergleich mit Franke springt ins Auge, wie düster, schwermütig, bisweilen sogar unheimlich seine Landschaften sind, in denen Menschen und Tiere allenfalls schemenhaft erscheinen. Kein Himmel da, der nicht wolkenverhangen wäre, kein Wald in dem es nicht dämmerte.
Franke präsentiert sich in bisweilen leuchtenden Farben als Maler der vier Jahreszeiten und besticht mit merianhaft genauen Pflanzenporträts des Bärenklau, der Klette und des Flieders. In einer sehr spezifischen und eindringlichen Art weitet er seine Landschaftssicht auch auf die Stadt, sprich Frankfurt aus. Die 1945 ff entstandenen Trümmerbilder setzen mit einem völlig klaglosen romantischen Zugriff Gebäude wie den Dom und das Karmeliterkloster in Szene. Dem zwischen Schutt und Steinbrocken hervorbrechenden Unkraut mutet ein trotziger unbändiger Lebenswillen an, der auf einem prächtigen Grünburgpark-Bild aus jener Zeit in pure Anarchie umschlägt.
Klaus Kappels Oeuvre gibt dem schon in Barbizon angelegten Impressionismus Raum. Mit leicht und launig dahingetupften Strichen und Punkten werden Landschaften, aber auch Pflanzen porträtiert. Der opulente Blutweiderich sieht aus, als hätte ihm George Seurat, der Meister des Pointillismus, die Hand geführt. Kappels Zeichnungen könnte man als eine Fortsetzung von Frankes dokumentarischen Trümmerbildern sehen. Sie halten die allmähliche Verwandlung des Osthafens fest, die Überwucherung der imposanten Großmarkthalle durch modernistische Funktionsbauten.

Lorenz Gatt
Nur noch bis 31. August 2014
www.museum-giersch.de

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