Michael Robothams Thriller »Bis du stirbst«

Michael Robotham (Foto: Stefan Erhard/Literaturtest)Ein nicht alltägliches Versprechen

»Books Alive« war 2008 eine Kampagne der australischen Regierung, bei der im ganzen Land für etwa zwei Millionen australische Dollar kostenlos »50 Books You Can’t Put Down« verteilt wurden. Bücher, die so gut sind, dass man sie zu Ende lesen will. Heute ist daraus »Get Reading« geworden, eine Kleinversion der Stiftung Lesen. Exklusiv für diese Kampagne schrieb damals Michael Robotham den kleinen, schnellen, schmutzigen Triller »Bombproof«, jetzt als »Bis du stirbst« bei Goldmann erschienen. Das Taschenbuch kostet zwar Geld, aber das Versprechen steht.

Zufällig, nein, nicht so ganz zufällig, traf ich damals Robotham – und es war ein Erlebnis, wie wörtlich er das Versprechen nahm, dass sein Buch eines von 50 sei, das man einfach nicht weglegen könne. Er meinte es wirklich ernst damit und fand die Idee klasse, mit guter Spannungsliteratur Leute wieder ans Lesen zu gewöhnen.

»Some days are diamonds. Some days are stones. John Denver hatte das gesungen, bevor sein Flugzeug in die Monterey Bay stürzte. Es war kein Diamonds-Tag für ihn gewesen.« Das sind die ersten Zeilen von »Bis du stirbst« – sie sind auch auf die Hauptfigur gemünzt. Der Roman beginnt im dritten Gang und schaltet sofort hoch, erzählt im Präsens. Sami Macbeth, nicht gerade ein Meister des Verbrechens, kein Juwelendieb, Safeknacker oder Sprengstoffexperte, nur ein Gitarrenspieler, der gern ein Rockstar wäre und immer in die falschen Sachen gerät, ist gerade 54 Stunden aus dem Gefängnis entlassen, hat vor 36 Stunden mit seiner Traumfrau im Savoy gevögelt, vor einer Stunde explodierte in seiner U-Bahn im Londoner West End eine Bombe, jetzt läuft er mit einem Rucksack auf den Schultern durch die Straßen und ist zum meistgesuchten Terroristen des Landes geworden. Da hilft nur noch Inspektor Ruiz … Ja, und auch Joe O’Loughlin taucht ein wenig auf, vor allem aber ist es der krumplige Ruiz, von dem wir wieder mehr erfahren.

»Bis zu stirbst« ist feine Lektüre. Mustergültig. Humorvoll, bei allem haarsträubenden Ernst. Ein nettes, völlig aus jedem Zusammenhang gerissenes Zitat mag dafür stehen: »Der Sex war so gut, dass sogar die Nachbarn danach eine Zigarette brauchten.« Michael Robotham ist einer der handwerklich saubersten Kriminalautoren der Welt. Einer, der wirklich allen Ernstes versprechen kann, dass man seine Bücher nicht aus der Hand legt. Am 1. August erscheint in England »Watching You«, auf Deutsch dann im Oktober 2014, denn erst ist hier sein vorletztes noch dran: »Say You’re Sorry« kommt als »Sag, es tut dir leid« am 16. September heraus.

Lesen ist für den ehemaligen Journalisten Robotham elementar: »Saying you don’t like books is like saying you don’t like sex«, sagte er mir damals. Als Zugabe noch ein Witz aus »Adrenalin«, den dort der Psychotherapeut Joe O’Loughlin erzählt: Auf einer Straße wird ein Mann niedergeschlagen, blutend und weinend liegt er da. Zwei Psychologen kommen vorbei, und einer sagt zum anderen: »Los, laß uns den finden, der das getan hat. – Er braucht Hilfe.«

 

Michael Robotham: Bis du stirbst (Bombproof, 2008). Roman.

Deutsch von Sigrun Zühlke.

München: Goldmann Taschenbuch 2013, 347 Seiten. 9,99 Euro.

 

Die Bücher von Michael Robotham:

(teils abweichende Titel in England und USA)

– Adrenalin (The Suspect, 2004)

– Amnesie (Lost/The Drowning Man, 2005)

– Todeskampf (The Night Ferry, 2007)

– Dein Wille geschehe (Shatter/The Sleep of Reason, 2008)

– Bis du stirbst (Bombproof, 2008)

– Todeswunsch (Bleed for Me, 2010)

– Der Insider (The Wreckage, 2011)

– Sag, es tut dir leid (Say You’re Sorry, 2012)

– Watching You (2012)

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