Lichter Filmfest

Sie lassen es leuchten

Frankfurt braucht ein Filmfestival, das ist die Meinung von Gregor Maria Schubert und seiner Mitstreiterin Johanna Süß (Foto). Von zwei umtriebigen Filmbegeisterten und ihren Aktivitäten handelt in diesem Monat unser Beitrag zur Kinoszene im Rhein-Main-Gebiet.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2008. Der Dokumentarfilmer und ehemalige HfG-Student Gregor Maria Schubert trägt sich mit dem Gedanken, die seit Jahren eingestellte Frankfurter Filmschau wiederzubeleben. »Zunächst ging es darum, eine Plattform für eigene Filme und die Filme von Freunden zu bekommen«, sagt Schubert heute. Man muss unwillkürlich an Heinz Badewitz denken, der vor 50 Jahren mit jungen Münchner Filmemachern in seine Heimatstadt Hof fuhr und dort die Hofer Filmtage gründete. Mit dem großen Unterschied, dass in Frankfurt nach dem Ende der langjährigen Frankfurter Filmschau ein Internationales Filmfestival nach der zweiten Ausgabe 2002 im finanziellen Desaster endete. Es lag also eine belastende Hypothek auf dem Unternehmen Filmfestival in dieser Stadt. Umso mutiger und erstaunlicher hört sich heute die Gründungsgeschichte von dem gemeinnützigen Verein Lichter Filmkultur und dem »Lichter Filmfest Frankfurt International« an, wenn sie von dem 1970 in Rüsselsheim geborenen Schubert vorgetragen wird.
Es sollten nicht nur Filmemacher aus der Region ihre Werke vorstellen, sondern auch internationale Filme gezeigt werden, mit denen sich eine Auseinandersetzung lohnt. Trotz der schwierigen Vorgeschichte gelang seinerzeit ein »Superstart«, und ein Jahr später kam auch Johanna Süß, heute stellvertretende Festivalleiterin, hinzu. Kreativ waren die zwei leidenschaftlichen Festivalgänger auch mit der Auswahl der Orte, an denen sie die Filme zeigten. »Wir sind gerne von Ort zu Ort gezogen.« Eine Zeitlang war der Turm-Palast Festivalkino. An den »Ersten Stock« (früher »5. Element«), dem Lokal über dem Turm-Palast, denken die beiden Organisatoren gerne zurück. An die Bar dort, an das »Prestigekino«, in dem Frankfurter Prominente eine Sequenz aus einem Film analysierten (»Frankfurter Sequenzen« hieß die Reihe), an die Partys, aus deren Erlösen das Filmfestival mitfinanziert wurde. »Wir waren so besessen von der Idee, ein Festival zu machen, da haben wir lieber auf einen Urlaub verzichtet.« Zu dem Filmfest kamen später im Sommer das »Freiluftkino« im Cantate-Hof und im letzten Jahr »Essen Kochen Filme« in Sachsenhausen hinzu.
Wie die Organisatoren von Nippon Connection sind auch die Lichter-Leute jetzt im Künstlerhaus Mousonturm gelandet. Im diesjährigen Filmfest steht das Thema »Grenzen« im Mittelpunkt. Dazu gibt es auch einen Kongress in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster »Normative Ordnungen« der Goethe-Uni. Besondere Beachtung verdienen nach Ansicht der beiden Festivalmacher die Scherenschnittfilme von der Frankfurterin Edeltraud Engelhardt, der Dokumentarfilm »Yallah! Underground« von Farid Eslam sowie der gerade fertiggestellte »Jonathan« von Pjotr Lewandowski, direkt von der Berlinale kommend. Auf lange Sicht wünschen sich Süß und Schubert ein Festivalhaus und eine bessere finanzielle Ausstattung, um vor allem auch mit den derzeit zumeist ehrenamtlichen Mitarbeitern (in der Vorbereitung etwa vierzig) dieses Frankfurter Festival-Schmuckstück professioneller organisieren zu können.

Claus Wecker
9. Lichter Filmfest Frankfurt International, 29. März bis 3. April 2016, Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt-Ostend, Waldschmidtstr. 4
www.lichter-filmfest.de

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