Ende gut (47)

Schreckliche Ereignisse, großartige Ergebnisse, tolle Dinge zogen an uns vorüber in diesem 2011 – allesamt natürlich eines Meckerns wert. Da war, allen voran, der Abstieg der Eintracht. Sie, unser großer Stolz vom Main, die der Polizeichor bei jedem Heimspiel erneut an die Spitze des deutschen Profifußballs zu schmettern versucht, stellte einen neuen Rekord in der Bundesligageschichte auf. Mit großer Willensstärke, spielerischer Größe und mentaler Stabilität leistete die Eintracht sich nur einen Ausrutscher in der Rückrunde der vergangenen Bundesligasaison: sie gewann gegen St.Pauli. Jener Verein also, der mit unseren Adlern um den Blamagerekord kämpfte. Schwamm drüber – jetzt in Liga zwo haben wir gerade eben den Spieß umgedreht und die Reeperbahnjungs gewinnen lassen. Das ist wahre Größe! Dann gab es da natürlich noch diese ganzen Politikskandale. Zum Beispiel und nicht zuletzt jener genial-tölpelhafte Versuch der Grünen im Frankfurter Ortsbeirat 1 (das ist der, zu dem auch das Bahnhofsviertel gehört), die Parteikasse etwas aufzubessern. Der überraschende Wahlerfolg spülte nicht nur mehr Mandatsträger in die diversen Parlamente als erwartet, nein, auch mehr Randpöstchen galt es zu besetzen – mehr eigentlich, als die Personaldecke der Grünen hergab. Warum nun, so die neue grüne Denkungsart aus Frankfurts Stadtmitte, nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Lassen wir doch einfach den altgedienten Christdemokraten auf dem Posten eines Sozialbezirksvorstehers, der uns eigentlich zusteht. Und dafür führt er dann einen Anteil seiner Aufwandsentschädigung halt nicht an seine Partei, sondern an die unsrige ab. Genial. Genial daneben. Ein weiteres Heileid des Jahres waren natürlich weitere 10-12 sogenannte Gehwegnasen im mittlerweile von den Grünen besetzten Nordend. Man streitet sich noch darüber, ob der Begriff Nasen wegen der Auswölbung zur Fahrbahn hin gewählt wurde oder wegen der roten Farbe, sozusagen winteraktuell. So oder so, eine Errungenschaft sind sie allemal: bieten doch die behindertengerechten Absenkungen endlich den diversen Nordend-SUVs eine holperfreie Zufahrt auf die nun viel größere Bürgersteigparkfläche. Und noch ein besonderes Schmankerl habe sich die städtischen Straßenbauer einfallen lassen: weiße, mit einem tastgerechten Riffelpflaster versehene Leitstreifen führen blinde und sehbehinderte Fußgänger schnurstracks auf den vielbefahrenen Oeder Weg, natürlich ohne den weiteren Weg über die Straße durch entsprechende Markierungen (z.B. Zebrastreifen) abzusichern. Da feiert dann das Gesetz des Stärkeren mal wieder fröhliche Urständ. Natürlich gab es auch außerhalb unserer Frankfurter Weltsicht noch das eine oder andere erwähnenswerte Ereignis: Da sind die Frauenfußballerinnen zu nennen, die ihr Versprechen »Dritte Plätze sind was für Männer« mit einer wunderschön herausgespielten Niederlage gegen Japan im Viertelfinale einlösten. Dann auch jener Herr aus Oberfranken, der das Copy&Paste gesellschaftsfähig machte, um es nun im Rahmen der europäischen Internetpolitik als Kommissionsberater zu einem Dissertationsgenerator weiter zu entwickeln: Nur noch ein paar Kernbegriffe eingeben, ein paar bekannte Wissenschaftler für die Pro-Argumente, entsprechend ein paar fürs Kontra, gewünschte Seitenzahl vorgeben, Prozentanteil der Zitate und weitere Merkmale, und schon generiert der EBD (European Dissertation Builder) unter Zuhilfenahme des gesamten Googleimperiums eine einmalige, revisionssichere Doktorarbeit. Und dann müßte man ja eigentlich noch was zu unserem Bundespräsidentenazubi schreiben. Aber da fehlen mir die Zeilen. Und am Ende wird eh alles gut

Jochen Vielhauer

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