Im Theaterhaus erweckt die compagnie toit végétal das Bilderbuch »Akim rennt« ohne Worte zum Leben

Mit Kindern auf der Flucht

Die belgische Autorin Claude K. Dubois erzählt in ihrem preisgekrönten Werk die Geschichte einer Flucht, wie sie tausendfach immer wieder und vor unseren Augen passiert. Aber immer weniger wahrgenommen wird. Die aus der Perspektive eines flüchtenden Kindes verfassten Zeichnungen schärfen mit kindlichen Augen und nur wenigen Textpassagen auch den Blick für Erwachsene.
Erzählt wird die Geschichte des Jungen Akim, der eben noch mit seinen Freunden fröhlich am Fluss spielt und nur wenige Minuten später keine Eltern, kein Dorf, keine Freunde mehr hat, weil der Krieg über sein Leben hereinbricht. Akim rennt und rennt und trifft dabei andere, die rennen und rennen und mit denen es ihm gelingt, über den großen Fluss an das rettende Ufer zu gelangen. Mit ihren so eindringlichen wie einfühlsamen Zeichnungen in Schwarz und Weiß gelingt Dubois eine realistisch anmutende Wiedergabe der dramatischen Erlebnisse Akims.
Ohne jedes Wort will die aus Berlin und Duisburg kommende compagnie toit végétal die suggestive Kraft dieser Bilder nun im Frankfurter Theaterhaus spürbar machen, indem sie die Zeichnungen von Dubois mit Musik, Geräuschen und Hilfsmitteln über einen Videoprojektor auf einer Leinwand zum Leben erweckt. Das Publikum sitzt mittendrin in der Produktion der bewegten Bilder und erlebt dabei, ohne dass ein Wort gesprochen wird, hautnah, wie sich der Himmel verdunkelt und beim Angriff der Flieger die Bomben niedergehen, wie die Panik ausbricht im Dorf und wie Akim durch den knirschenden Sand läuft oder die Überfahrt im randvollen schwankenden Boot übersteht.
Sechs Jahre alt sollten die Besucher der vierzigminütigen intensiven Aufführung sein, die – wie schon das Buch – auch an Erwachsene gerichtet ist und stets Gelegenheit für Nachgespräche bietet. Begleitend zu den Vorstellungen eröffnet das Theaterhaus die Ausstellung »Menschen in Mühlheim« der Fotografin Katrin Schander und Streetworkerin Anneliese Wald, die mit Bildern und Interviews die Erlebnisse ortsansässiger Personen und Familien dokumentieren, die ihre Länder verlassen mussten.

gt (Foto: © Gero Breloer)
Termine: 24. September, 17 Uhr; 25., 26. September, jeweils 9 Uhr und 11 Uhr
www.theaterhaus-frankfurt.de

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