Im Namen des Islam (93)

Alle Welt regt sich derzeit (neben Putin und Erdogan) über eine nigerianische Verbrecherbande auf, die sich Boko Haram nennt und im Namen des Islam mordend, entführend, plündernd und brandschatzend durch Nigeria zieht. Zu Recht.
Weniger Aufmerksamkeit erregt der Fall der 27-jährigen Ärztin Mariam Yahya Ibrahim Ishag, die ein reguläres sudanesisches Gericht in Khartum gerade im Namen des Islam und aufgrund der Vorschriften der Scharia zum Tod durch Erhängen verurteilt hat. Die Frau ist im 8. Monat schwanger und seit Februar 2014 gemeinsam mit ihrem 20 Monate alten Sohn Martin im Frauengefängnis von Khartum untergebracht. Hier werden ihr Besuche und jede ärztliche Hilfe verweigert. Vor ihrer Hinrichtung (ihr 2. Kind soll sie vorher noch zur Welt bringen) wird sie wegen »Hurerei« mit 100 Peitschenhieben bestraft werden.
Ihrem Mann, dem 30-jährigen Südsudanesen Daniel Wani, mit dem sie seit 2 Jahren verheiratet ist, wurde schon jetzt das Sorgerecht für die beiden Kinder entzogen.
Was hat diese Frau getan, um so schrecklich bestraft zu werden?
Nichts!
Sie entstammt der Verbindung einer christlichen Sudanesin mit einem muslimischen Sudanesen. Dieser hatte ihre Mutter verlassen und sich um seine Tochter in der Folge nicht gekümmert. Die Mutter hatte ihr Kind im christlichen Glauben erzogen und ihm Ausbildung und Studium ermöglicht.
Die Familie des Mannes, der ihre Mutter verlassen hatte, hat die 27-Jährige nun angezeigt. Vorwurf: sie sei dem islamischen Glauben zugunsten des Christentums abtrünnig geworden. Darauf steht – laut Scharia, die ja für alle Muslime weltweit (also auch für die deutschen) gelten soll, die Todesstrafe.
Sie habe nie dem islamischen Glauben angehört, deswegen könne sie nicht abtrünnig geworden sein, argumentierte die Angeklagte. Das Gericht ist der Auffassung, dass jeder, der im Sudan geboren werde, automatisch Muslim sei. Und da sie als Muslimin einen Christen geheiratet habe, sei die Ehe ungültig und sie zudem der Hurerei schuldig – Beweis: ihre Babies – weswegen sie ausgepeitscht werden müsse.
Das Gericht gab ihr noch die Gelegenheit, ihrem Glauben abzuschwören, um ihrer Verurteilung zu entgehen. Das hat sie abgelehnt.
Bisher hat niemand erwogen, den Sudan aus den UN hinauszuwerfen oder eine Bombe über dem fraglichen Gericht abzuwerfen. Auch haben sich weder Regierungsvertreter noch die katholische oder die evangelische Kirche geäußert. Der Islam gehört zu Deutschland, heißt es – da ist ja eine Stellungnahme vermutlich schon zuviel verlangt. Die Fatwa gegen Salman Rushdie wurde von Muslimen ja auch weder widerrufen noch kritisiert.
Es ist nicht zu fassen und schreit doch zum Himmel.

Kurt Otterbacher

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