Herrenhaus in Sulzbach

Aller guten Dinge sind tatsächlich drei. Denn mit Kathrin und Reinhold Henrich vom Immenhof in Neuenhain haben in dem schön renovierten Fachwerkgebäude, das zum Bürgerzentrum von Sulzbach gehört, nun in recht kurzer Zeit schon die dritten Pächter Einzug gehalten. Vom Scheitern ihrer Vorgänger ließen sie sich nicht beeindrucken, der Start im November 2016 mit der Gänse-Saison war sehr erfolgreich. Jetzt im Sommer wartet eine Sonnenterrasse mit 60 Plätzen auf die Gäste, drinnen in den beiden gemütlich-klaren Restauranträumen können 45 Personen sitzen. Zusätzlich gibt es noch einen Saal für bis zu 120 Gäste.
Wann hat man das schon, dass man in einem Lokal sitzt und denkt: Hier will ich unbedingt mit meinen Freunden wieder her, die müssen das auch mitbekommen? So ging es uns am Karfreitag. Ostermontag kamen wir – mit dankbaren Freunden – zum Ostermenü (33 schlanke Euro für fulminante drei Gänge), dann noch einmal am Donnerstag. Drei Mal innerhalb einer Woche in einem »neuen« Lokal, ich kann mich nicht entsinnen,  wann ich zuletzt so begeistert von einem Restaurant gewesen bin. Schon gar nicht im Rhein-Main-Gebiet. Das Herrenhaus in Sulzbach ist eine Entdeckung, und es ist Werbung pur für den Slow-Food-Gedanken. Gehobene Frischeküche, authentisch, saisonal und regional, beste Qualität, zivile Preise – wie man es in Italien zuhauf, in Deutschland noch viel zu wenig kennt.

Die Henrichs von der Apfelwein-Manufaktur Immenhof in Bad Soden-Neuenhain hatten es mit ihrer Straußwirtschaft schon in den „Slow Food Genussführer Deutschland“ geschafft, aber das war und ist eben kein ganzjähriges Angebot. Jetzt im Herrenhaus ist das anders: 15 bis 20 Gerichte auf der Karte, alle drei Wochen wird gewechselt, und es gibt zusätzliche Tagesempfehlungen. Für Frankfurter Niveau sind die Preise überaus zivil, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist erstaunlich. Das Vitello Forello zum Beispiel (rosa gebratener Kalbsrücken mit Forellensoße, Stielkapern, Ofentomate und geröstetem Kartoffelbrot) gibt es für 10,50 Euro. Der gebackene Ostseekabeljau mit »Birne, Bohne, Speck« (15,80 Euro) schmeckt ozeanweit von einem normalen Backfisch entfernt. Das Original Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat präsentiert sich vorbildlich (17,80 Euro), die Maispoulardenbrust macht sich für 14,80 zum Gedicht. Die Beilagen – und das gilt für alle Gerichte – begeistern mit ihrem Eigengeschmack, sie werden je getrennt zubereitet und harmonieren optimal.  Zuckerschoten, Kohlrabi (ach, der Kohlrabi!), Pilze und Schupfnudeln zum Beispiel bei der Poularde. Maispüree, Passionsfruchtkarotten und Petersiliengnocchi beim Schweinefilet (16,50 Euro). Üppig bemessen sind die Nachspeisen, etwa die göttliche Vanille-Topfencreme mit Mango (5,80 Euro), oder das perfekte Rhabarber-Himbeer-Ragout mit Schaum vom hauseigenen Sekt und Toblerone-Eis.
Als Spezialität vom Immenhof übernommen ist der selbst angesetzte Handkäse, den es auch in einer cremigen Variante gibt. Chefkoch Sascha Döring, der schon in Häusern höherer Kategorie am Herd stand, und Chefin Kathrin Henrichs haben den Anspruch, Omas Küche behutsam zu modernisieren. Eingekauft wird in der Region, Fisch kommt vom Forellengut Herzberger in Oberursel, Brot aus der Gläsernen Backstube in Kriftel, Gemüse vom Frischeparadies Frankfurt. Bei der Weinauswahl – klein, aber fein – hilft die Weinkellerei Höchst, bei der Beratung das Serviceteam um den kompetenten und charmanten Timo Borhauer. All die Apfelgetränke stammen aus dem eigenen Haus: Apfelsaft, Apfelwein, sechs Apfelsekte und Brände. Als Bier gibt es Tannenzäpfle. Definitiv ein Haus zum Wiederkommen.
Reservierung ist sinnvoll. Und wer Freunde auf Jobsuche hat: Küche und Service können noch Verstärkung brauchen.

Alf Mayer
Restaurant Herrenhaus
Cretzschmarstr. 6a
65843 Sulzbach (Taunus)
Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr, Küche bis 21 Uhr, Sonntag 11:30 – 15 Uhr
Tel.: 06196/764 9407
E-Mail: info@herrenhaus-sulzbach.de
www.herrenhaus-sulzbach.de
www.immenhof-neuenhain.de

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