Groschepetzer und Rocktitan

Barock am Main 2012 (8. August bis 2. September)

Molière ist in. Aber klappt nicht immer. An der Berliner Volksbühne, dem neuen deutschen Komödienstadl, reißen sich derzeit die Theaterstars darum, Stücke des Franzosen zu spielen. Allen voran Tatortkommissar Martin Wuttke, der in diesem Sommer gleich dreimal präsent ist – »Der eingebildete Kranke, Der Geizige, Don Juan« – nicht immer geglückt.

Frankfurt, du hast es besser und deinen Michael Quast, respektive Wolfgang Deichsel natürlich. Beide haben das Barock-am-Main(BaM)-Ensemble vor acht Jahren im Höchster Bolongaro-Palast gegründet, Molière spielen sie aber schon seit 1989 wie am Schnürchen und vor allem auf Hessisch. Deichsel hat den Komödiendichter sogar schon 1971 für das TAT (»Die Schule der Frauen«) und später für das Schauspiel übersetzt und inszeniert. Daß der französische Klassiker für viele als unverwechselbarer Mundartdichter mutmaßlicher hugenottischer Abstammung aus Walldorf durchgeht und gleich nach Robert Stolze kommt, ist allein Deichsels Verdienst.

Mit »Der Geizige« steht in diesem Sommer ein Stück auf dem Plan, das der vor anderthalb Jahren gestorbene Hessisch-Autor nur noch sichten konnte. Zu Ende gebracht und übersetzt hat die Posse um den neureichen Groschepetzer Harpagon Rainer Dachselt, der schon im Vorjahr mit »Schorsch Dandin« überzeugte. Neben Quast in der Titelrolle sind natürlich auch die BaM-Ikonen Hildburg Schmid (Sofie), Matthias Scheuring (Nickel) und Philipp Hunscha (Martin) bis zum 2. September in insgesamt 21 Vorstellungen zu sehen.

Fünfmal steht als Familienstück erneut Saint-Saëns’ »Der Karneval der Tiere« auf dem Plan, das Quast wie im Vorjahr mit musikalischer Begleitung in gewohnter Manier ganz allein auf der Bühne meistert. Daß man erstmals auch die Patenschaft für Kinder, deren Eltern sich das nicht leisten können, übernehmen kann, werde hervorragend angenommen, heißt es.

Für neue, unerhörte Töne, wenn nicht Furore wird indes Ali Neander sorgen. Wer Ali sagt, muß auch Ba weglassen: »Rock am Main« titelt der Abend (28. August), den der Barde von den Rodgau-Monotones an der Seite seiner Musikerkollegen Hellmut Hassler, Moritz Müller und Martin Kasper mit Jazz, Blues und Funk bestreitet. Und mit hammerharten Riffs, die er erbarmungslos hessisch in den Höchster Himmel katapultieren wird.

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Programm unter http://www.barock-am-main.com

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