goEast 2017

17. Festival des mittel- und osteuropäischen Films

Mit dem Goldenen Bären für die ungarische Filmemacherin Ildikó Enyedi und ihren Film »On Body and Soul« hat die diesjährige Berlinale eine Steilvorlage für goEast geliefert. Denn das Wiesbadener Filmfest rückt heuer die Frauen auf dem Regiestuhl ins Zentrum.

Starke Frauenfiguren sowohl hinter wie vor der Kamera erwarten uns in diesem Jahr. So ist die Hommage der Ungarin Márta Mészáros gewidmet, die 1975 mit »Adoption« den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen hat. Dieser Film und die bedeutende, auch die Zustände im sowjetisch beherrschten Ungarn schildernde Tagebuch-Trilogie der Regisseurin sowie weitere fünf Arbeiten von ihr werden zu sehen sein. Die große repräsentantin des ungarischen Kinos wird selbst nach Wiesbaden kommen.
Dem Wettbewerb um den Preis für den Besten Film (Goldene Lilie), die Beste Regie (gestiftet von der Landeshauptstadt Wiesbaden), für kulturelle Vielfalt (vom Auswärtigen Amt) und den Preis der Internationalen Filmkritik stellen sich zehn Spiel- und sechs Dokumentarfilme.
Der Länderfokus des Festivals ist auf das Filmland Tschechien gerichtet. Unter dem Motto »Czech Cinema Now!« stehen eine Auswahl an aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen, eine Podiumsdiskussion und eine Filmplakatausstellung im Wiesbadener Stadtmuseum auf dem Programm.
Das Symposium »Feminismus wider Willen« beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis der osteuropäischen Regisseurinnen, die die Frage verneinen, ob ihre Werke feministisch seien, wie die Organisatorinnen des Festivals anmerken, »eine Reaktion, die bis heute Unverständnis und Irritationen auslöst.« Da wird wohl der Begriff »feministisch« in der Diskussion zu klären sein. Eingeladen sind unter anderem die bosnische Regisseurin Jasmila Žbani, die 2006 den Goldenen Bären für »Esmas Geheimnis – Grbavica« erhielt, und die georgische Filmemacherin und Politikerin Lana Gogoberidze, deren Film »Der Tag ist länger als die Nacht – Dges game utenebia« 1984 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspielen von Cannes lief. Und zur traditionellen Sonntagsmatinee wurde diesmal Agnieszka Holland mit ihrem neuen Film »Die Fährte – Pokot« eingeladen, für den sie im Februar einen Silbernen Bären (Alfred-Bauer-Preis) in Berlin gewann.
Das Festival hat sich auch dem experimentellen Film und der Videokunst geöffnet. Für junge Filmschaffende aus Ost und West gibt es unter dem Label »East-West Talent Lab« ein vielseitiges Fortbildungsangebot mit Vorträgen zur Filmförderung von Koproduktionen in Europa (da gibt es auch ein paar im Wettbewerb), Masterclasses und Workshops sowie einen Wettbewerb für die Arbeiten der jungen Leute.
Das Festival Center befindet sich im Haus der Wiesbadener Casino-Gesellschaft in der Friedrichstraße. Die Filme werden nicht nur in Wiesbaden in der Caligari Filmbühne, im Apollo Kinocenter und im Murnau-Filmtheater, sondern auch in Mainz im Kino Palatin, in Frankfurt im Kino des Deutschen Filmmuseums, im Darmstädter Programmkino Rex und im Gießener Kinocenter zu sehen sein.

Claus Wecker (Foto: Die Fährte)

www.filmfestival-goeast.de

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