Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell

Alexis Muston: Skizze Büchners, um 1835Friede den Hütten! Krieg den Palästen!

Hessen feiert Georg Büchner mit einer sinnlichen Ausstellung in Darmstadt zum 200. Geburtstag des Schriftstellers und Revolutionärs.

»Im Jahr 1834 sieht es aus, als würde die Bibel Lügen gestraft. Es sieht aus, als hätte Gott die Bauern und Handwerker am 5ten Tage, und die Fürsten und Vornehmen am 6ten gemacht und als hätte der Herr zu diesen gesagt: Herrschet über alles Getier, das auf Erden kriecht, und hätte die Bauern und Bürger zum Gewürm gezählt. Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag, sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker. Der Bauer geht hinter dem Pflug und treibt ihn mit den Ochsen am Pflug, er nimmt das Korn und läßt ihm die Stoppeln. Das Leben des Bauern ist ein langer Werktag; Fremde verzehren seine Äcker vor seinen Augen, sein Leib ist eine Schwiele, sein Schweiß ist das Salz auf dem Tische des Vornehmen.«

Georg Büchner, Der Hessische Landbote

Wie war der Mensch Büchner (1813-1837), der einen revolutionären Umsturz neben naturwissenschaftlichen Forschungen betrieben und scheinbar nebenher »Woyzeck, Lenz und Danton’s Tod« geschrieben hat? Der Kurator Ralf Beil will in der Landesausstellung die Besucher motivieren, Büchner »heute« zu sehen mit allen multimedialen Mitteln, die der modernen Ausstellungsarchitektur zur Verfügung steht.

Begleitet von einer diffizilen Büchner-Forschung ermöglicht die »Schreibwerkstatt« mit eigens für die Ausstellung konzipierten Filmen und Techniken Büchners Forschungen und Textcollagen nachzuvollziehen und für eine aktuelle Sichtweise zu erschließen. »Mit Büchner beginnt die moderne Literatur«, sagte einmal Marcel Reich-Ranicki.

Automaten, technische Geräte, anzügliche Spielkarten, Uhren, ein originell eingerichteter Anatomie-Raum, in dem man liest: »Ich komme eben aus dem Leichendunst und von der Schädelstätte, wo ich mich täglich wieder einige Stunden selbst kreuzige« – Inszenierung von Leben und Werk im Darmstadtium mit Briefen, Originalmanuskripten, Gemälden, zeithistorischen Objekten, Filmprojektionen und Hörstationen lässt die Besucher in Büchners Welt eintauchen, die sich im Zürcher Sterbezimmer fokussiert, winzig und vollgestopft mit Bücher, Texten und Schriften.

Burghard Dedner, der den Katalog mit gestaltete, leitet die Forschungsstelle Georg Büchner an der Philipps-Universität Marburg und ist Mitherausgeber der Georg-Büchner-Ausgabe, die zum 200. Geburtstag Büchners in 18 Bänden erschienen ist, nach 30 Jahren historisch-kritischer Edition.

 

Georg Büchner
Revolutionär mit Feder und Skalpell
13.10.2013–16.2.2014
Darmstatium
Schlossgraben 1, Darmstadt

 

Eine Ausstellung des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Büchner Forschungsstelle Marburg, ermöglicht vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Kulturstiftung

des Bundes, dem Land Hessen, der Kulturstiftung der Länder, der Hessischen Kulturstiftung, der Sparkasse Darmstadt, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

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