Fliegende Volksbühne zeigt »Die Schule der Frauen«

Die Schule der Frauen (Foto: Maik Reu?)Liebe, Ränke, Prügel

Fliegende Volksbühne zeigt »Die Schule der Frauen« und leidet unter fehlender Planungssicherheit

Wer möchte das nicht, einen Partner nach Maß? Jede zweite Internet-Seite bannert und ballert uns mit den Lockbildern der Kuppeldienste zu. Zeitloser als Jean Baptiste Molières Komödie »Die Schule der Frauen« kann Theater nicht sein, geht es darin doch um einen Mann der in weiser Voraussicht und mit einigem Geld dafür sorgte, dass seine Künftige von Kind an in einem Kloster aufwuchs und sittlich reifte. Just aber als er die Ernte seiner Geduld einfahren will, türmen sich, wie das bei Molière nun mal so ist, Schwierigkeiten um Schwierigkeiten auf. Liebe, Ränke, Prügel und ein Ende, das dem Tropf nach anfänglicher Schadenfreude aber auch unser Mitgefühl beschert. »Warum setzt mein Verstand, durch den ich reich bin, bei diesem Unternehmen aus?«, gesteht er, Arnolphe im Original, Arnold in Frankfurt, in einem der Lieblingssätze von Michael Quast sein Scheitern ein.

Die Tragikomödie gehöre zum Besten von Molière, weiß Quast, der »Die Schule der Frauen« mit der Fliegenden Volksbühne im Cantate-Saal selbstredend in der Übersetzung des »Hessischen Molière«, sprich: Wolfgang Deichsels gibt. Es handelt sich nicht nur um die erste Molière-Übersetzung des 2011 verstorbenen Schriftstellers, sondern zudem um die am legendären Frankfurter TAT mit riesigem Erfolg uraufgeführte erste Dialekt-Adaption des französischen Klassikers überhaupt. Deichsel selbst und Hermann Treusch führten Regie. Ohne dem großartigen Text Molières zu schaden, gelinge es Deichsel, die umschweifige barocke Sprache Molières auf den hessischen Punkt zu bringen, sagt Quast, der das Stück 1999 zur Eröffnung der Burgfestspiele Bad Vilbel wieder ausgegraben hat und es nach der Eröffnung von Barock am Main 2006 nun unter der erstmaligen Regie von Sarah Groß in seine vierte Wiederaufnahme schickt. Neun Aufführungen allein sind im Dezember geplant, weitere im Januar und Februar.

Dem Cantate-Saal im Hirschgraben, der temporären Spielstätte der Fliegenden Volksbühne, sollte der Hessische Moliere den endgültigen Durchbruch bereiten. Auch die so schnelllebigen Frankfurter brauchten wohl ihre Zeit, sich an ein neues Haus zu gewöhnen, blickt Quast auf einen zunächst recht holprigen Beginn zurück. Dass Frankfurt nun mitten in der Stadt ein Volkstheater mit praktisch täglich wechselndem Programm habe, müsse erst in die Köpfe, weist der Theatermacher auf die zusehends wachsende Akzeptanz. »Alles Mundpropaganda, Geld für Werbung haben wir leider nicht.«

Die begrenzten Marketingmittel betrachtet Quast indes als ein verschmerzbares Handicap. Das größte Problem sei und bleibe, dass noch immer keiner wisse, wie es nach der bis Mai datierten Spielgenehmigung weitergehe, und die städtische Politik in nichtssagenden Freundlichkeiten verharre. »Frankfurt muss sich jetzt entscheiden, ob es wirklich ein Volkstheater will oder eben nicht«, verlangt Michael Quast im Wissen, dass man sich nicht nur den Ehepartner nicht selber backen kann.

Apropos Sand in die Augen: Einen Tipp hat der Michael Quast noch für alle, die sich was Besonderes im Dezember gönnen. Am 19. Dezember liest der große in Frankfurt lebende Schauspieler Heinrich Giskes im Rahmen der Unterstützungsaktion »Brückenkopf Romantik« die E.T.A. Hoffmann-Erzählung »Der Sandmann«.

Winnie Geipert
Schule der Frauen:
6., 7., 8., 13., 14., 15., 20., 21., 22. Dezember, Fr., Sa. 20 Uhr, So. 17 Uhr
www.fliegendevolksbuehne.de

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