Festival Starke Stücke 2018: Viele Aufführungen kommen ohne Worte aus

Sprachlos verbunden

Und weiter geht‘s mit dem Internationalen Kinder- und Jugendtheaterfestival »Starke Stücke«, das sich in seiner 24. Ausgabe mit 90 Aufführungen von 15 Produktionen aus neun Ländern über 30 Spielstätten des Rhein-Main-Gebietes erstreckt und alle Altersgruppen anspricht. Die Mehrzahl der Aufführungen bleibt mit den Mitteln der Performance und des Tanzes bevorzugt auf der visuellen Ebene und ist dadurch über sprachliche Grenzen und Barrieren hinweg zu verstehen.
Über »Bounce« von der Compagnie Arcosm aus Lyon haben wir schon im Februar-Strandgut berichtet, hier stellen wir vier weitere Stücke vor, beginnend mit »AaiPet«, einer Slapstick-Show des Duos Bonte Hund aus Almere in Holland. Es ist ein Stück, das schon im Wortspiel des Titels auf die hohe Bedeutung des für viele unverzichtbaren Kommunikationsgeräts weist. Scheinbar routiniert spulen zwei swingende Entertainer ihre Schau herunter und zeigen ein paar Tricks mit ihren Tablets. Doch plötzlich gehorchen ihnen die elektronischen Geräte nicht mehr, sie verwandeln sich in aufmüpfige Biester mit eigenen Interessen. Wer an der Schnittstelle Mensch-Maschine die Oberhand behält, bleibt offen und ist doch ein großer Spaß über 40 Minuten für Kinder ab drei Jahren. Wie für fast alle Produktionen gibt es auch über diese ein Video auf der Starke-Stücke-Website.
Ebenfalls aus Holland kommt die Schau »Innenbiest« der Utrechter Tanzgruppe De Dansers. In der für Kinder ab sechs Jahren gedachten Choreografie geht es um »das Tier in uns«, wobei vor allem die Erwachsenen und ihr ständiger Druck, sich und ihre Welt unter Kontrolle haben zu müssen, unter Beobachtung stehen. Starke-Stücke-Sprecher Detlef Köhler (TheaterGrüneSosse) nennt die von Gegenstrategien zur herrschenden Ordnung handelnde Produktion als beispielhaft für zeitgenössisches Kinder- und Jugendtheater in Holland.
Der Mousonturm trägt mit der Reihe ALL IN zum Festival bei. »Pink for Girls & Blue for Boys« macht kein großes Geheimnis daraus, dass es in der von zwei Männern und Frauen gezeigten Schau der Choreografin Tabea Martin aus Basel um Genderrollen, aber auch um Identitäten geht. Die für Kinder ab acht Jahren gedachte trashige Kleider-machen-Leute-Performance hinterfragt als »wilde Choreografie der Figuren, Stile und Paare« gängige Verhaltensmuster.
Provokativ wird zweifelsfrei auch der Beitrag »Blutsschwestern« von Dschungel Wien und dem Theater Foxx Fire für Jugendliche ab 13 Jahren sein. Fünf verschworene Freundinnen testen nicht nur offensiv die eigenen Grenzen, sondern auch die der männlich dominierten Welt infrage. Dabei gehe es um weit mehr als bloß um eine Mädchenbande, sondern um »das Bewusstsein, sich mit allen Mädchen weltweit zu solidarisieren, um für gleiche Rechte zu kämpfen«, kündigt Starke Stücke an. Gespielt wird in der Jugendkulturkirche Sankt Peter.
Neben den Geschlechterrollen sind in diesem Jahr Flucht und Krieg ein großes Thema, für das beispielhaft auf die Arbeiten des Israeli Ariel Doron hingewiesen sei, dessen aufwühlendes Antikriegs-Puppentheaterstück »Plastic Heroes« (ab 13 Jahren) ausschließlich mit Plastikspielzeug bestreitet.

Winnie Geipert (Foto: © Moon Saris)

Termine »AaiPet«: 2.–8. März in Sprendlingen am 2., Frankfurt am 3., Rüsselsheim am 4., Rödelheim am 5., Preungesheim am 6., Friedrichsdorf am 7. und Maintal-Bischofsheim am 8. zu unterschiedlichen Zeiten

Termine »Innenbiest«: 5. März, 17 Uhr + 6. März, 9 Uhr in der Centralstation Darmstadt; 7. März, 10.30 + 19 Uhr im Gallus-Theater

Termine »Pink for Girls & Blue for Boys«: 4. März, 16. Uhr; 5. März, 14.30 Uhr im Mousonturm

Termine »Blutsschwestern«: 1. März, 10 Uhr; 2. März, 10 + 19 Uhr in der Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter

Termine »Plastic Heroes«, 7. März, 9 + 11 Uhr Theater-Moller-Haus Darmstadt; 8. März, 9 + 11 + 18 Uhr im Theaterhaus Frankfurt
www.starke-stuecke.net

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