»Erleben, was verbindet«

Dieser Brief führte dazu, dass ich ein Unrecht rückgängig machen konnte. Allerdings musste ich ihn per Einschreiben mit Rückantwort an den Vorstand der Telekom AG schicken. Ich hoffe, dass dieses Beispiel Sie ermutigt, wer immer Sie sein mögen und welches Unrecht auch immer Sie aufheben wollen. Alles Gute, Heike Kühn

 

Frankfurt, der 22.09.2017

 

Sehr geehrte  Mitglieder des Vorstands der Deutschen Telekom AG,

»Erleben, was verbindet«, lautet der Werbeslogan der Telekom Deutschland GmbH.  Jede Werbung ist ein Werbeversprechen, das mündige Bürger zu überprüfen haben. Wie aber trennt man die Spreu vom Weizen? Es heißt, Erfahrung mache klug. Ich möchte Sie an meiner Erfahrung teilhaben lassen: Ich hoffe, dass wir alle klüger daraus hervorgehen. Wir alle? Handelt es sich hier nicht um mein persönliches Anliegen, eine Beschwerde, die ich mehrfach dem Kundenservice der Telekom vorgelegt habe? Einerseits: Ja. Andererseits bin ich im Verlauf der Auseinandersetzung mit der Telekom zu der Ansicht gelangt, dass die Willkür, die ich erlebt habe, im Kontext einer weitaus größeren Frage steht. Wie wollen wir leben? Welche Gesellschaft wollen wir?

Am 28.06.2016 unterschrieb ich bei der Telekom einen auf zwei Jahre ausgelegten Vertrag für mein Mobiltelefon. Dieser Vertrag ist »all inclusive«. Er dokumentiert, dass ich in allen Netzen, ohne zeitliche Begrenzung, auch aus dem europäischen Ausland sowie ins europäische Ausland für die immer gleiche Summe telefonieren kann. Mit meiner Unterschrift habe ich der Telekom eine Einzugsberechtigung über 44,95 Euro monatlich anvertraut. Zu keiner Zeit und unter keinen Umständen habe ich einer Veränderung dieses Vertrages zugestimmt, weder schriftlich noch mündlich. Und doch hat die Telekom mir für den Monat August 187,50 Euro abgebucht.

Meine Recherchen beim Frankfurter Telekom-Center ergaben, dass ich angeblich einen Dienst benutzt habe, der sich „W-Lan-Call“ nennt. Ich hatte noch nie davon gehört. Die Telekom behauptet, mich seit dem 10.August 2017 über die Konsequenzen informiert zu haben, die eine Nutzung des W-Lan-Calls nach sich zieht. Ich sage: Nein, diese SMS habe ich nie erhalten. Die Telekom behauptet, ich habe mich mit der Aktivierung der sogenannten W-Lan-Funktion auf meinem Mobiltelefon automatisch einverstanden erklärt, bei Gesprächen im europäischen Ausland einer Gebühr von 1,00 Euro pro Minute zuzustimmen. Ich sage: weder habe ich die W-Lan-Taste aktiviert noch mich für andere Optionen über meinen Vertrag hinaus interessiert

Ich bin seit Jahrzehnten Kundin der Telekom. Wieso gilt mein Wort nichts? Ich habe viele E-Mails mit Telekom-Mitarbeitern getauscht. Sie gipfelten in der Bemerkung, dass der Computer festgestellt habe, dass ich den W-Lan-Call-Service bestellt habe. »Eine andere Antwort werden Sie von uns nun nicht mehr erhalten«. Ist es das, womit ich nun leben soll, mit der Annahme dass den Menschen nicht zu trauen ist? Mit der Furcht, dass es nur Nepper, Schlepper, Bauernfänger gibt?

Lasse ich die Telekom in der Annahme gewähren, dass sie sich nur auf Computer berufen muss, um mein Geld einzuziehen, dann bin ich wirklich selbst dran schuld, wenn diese Gesellschaft moralisch zurückfällt. Wie wollen wir leben? Und was wollen Sie dazu beitragen? Ich bitte nicht um Kulanz. Ich erwarte Gerechtigkeit.

Viel zu lange haben wir uns darin »eingerichtet«, dass das Recht gebogen und ausgereizt werden kann in Schlupfwinkeln, in die Laien, also Kunden wie ich, kaum hineinschauen. Wir müssen  verstehen, dass diese Art des trickreichen und dehnbaren Rechts nicht dazu taugt, gesellschaftlichen Frieden und gegenseitiges Wohl-Wollen zu  ermöglichen.

Dieses Schreiben ist als offener Brief gedacht und wird von mir so gehandhabt.

Mit aufrichtigen Grüßen,

Heike Kühn, Journalistin und Schriftstellerin

 

 

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