English Theatre überwintert lachend mit dem Musical »Monty Python‘s Spamalot«

Kokolores vom Feinsten

Es furzt der Franzose nach Unterleibeskräften, und der Deutsche kaut schmissig Sauerkraut. Unter »certain circumstances« ist sowas zum Lachen. Zum Beispiel, wenn »Monty Python’s Spamalot« es verantwortet. Dann sind kein Witz und schon gar kein nationalistisches Vorurteil zu albern, zu abgenutzt, zu naiv und zu platt, um nicht brutalstmöglich belacht zu werden. Das Slapstick-Musical macht selbst vor geld- und machtgierigen jüdischen Strippenziehern nicht Halt, ohne die wo (hessisch speaking) am Broadway einfach nichts geht. Auch am English Theatre in Frankfurt löst der »Jinks«-Song, zu dem die Darsteller mit Schläfenlocken, Gebetsschal und schwarzen Hüten antreten, am Ende Jubelstürme aus. Ein wenig gezögert hat das Publikum, ob der vielen Endungen mit Uhs, die sich auf Jews reimen, aber schon –  um dann umso befreiter zu lachen.
Gehen wir mal davon aus, dass die Herkunft des von Python-Urgestein Eric Idle verfassten Musicals  – Stichwort: Die Ritter der Kokosnuss  – dem Leser nicht minder vertraut ist wie die persiflierte Geschichte des sagenhaften Königs Arthur (Artus), der sich mit den mühsam eingesammelten Rittern Galahad (nur schön), Lancelot (latent schwul), Robin (todschüchtern) und Bevedere (irgendwo dazwischen) sowie dem Knecht Patsy dranmacht, Britannien von der Pest zu befreien und dabei Gestalten wie Not-Jet-Dead-Fred und The Lady of the Lake trifft, bevor er die Franzosen und das Killer-Kaninchen bekriegend Richtung Broadway tanzt, singt und swingt.
Unter der Regie von Lisa Blair ergibt das – inklusive eines Vorspiels in Finnland (nur blöd) – einen Parforce-Ritt surch Tanz, Gesang und Spiel, zu dem George Raes herrlicher Patsy – um diesen schon mal zu highlighten –zwei Kokosnuss-Halbschalen nach allen Regeln der Dressurkunst klappern lässt. Die Musik von Idle, John du Prez und Neil Innes scheut dabei nicht vor ohrwurmigen Anleihen etwa von John Denver, aus »Wizard of Oz«, »Fiddler on the Roof«  oder »Das Phantom der Oper« zurück und beklaut sogar das eigene »Leben des Brian« (»Always Look at the Bright Side of Life«). Einmal mehr stellt das Casting Londons riesiges Talentrepetoire für die Bühne unter Beweis. Aus dem hochkarätigen 13-köpfigen Ensemble sei mit schlechtem Gewissen allen anderen gegenüber hier neben Nic Kyle (King Arthur) und Matthew Gent (Sir Robin) nur noch die stimmgewaltige Soophia Foroughi (Lady of The Lake) erwähnt. Ihre Auftritte im Duo vom viel zu langen Song mit Scott Armstrong (Lancelot) und ihr Solo »What Happened to my Part« krönen zumindest für den Chronisten den Abend.
Kein Witz sind die von vielen erst beim Schlussapplaus realisierte großartige Live-Band unter Leitung von Leigh Thompson und die Gottes-Stimme der Frankfurter Schauspielerin Sonya Kraus, die zu würdigen freilich voraussetzt, dass man sie kennte. Da ihr (kleiner) Beitrag das Niveau von »Monty Python’s Spamalot« weder zu heben und schon gar nicht zu senken vermag, steht er der bedingungslosen Empfehlung auch nicht im Wege.

Winnie Geipert (Foto: © Martin Kaufhold)
Termine: Bis 22. Januar Di.–Sa 19.30 Uhr, So. 18 Uhr
www.english-theatre.com

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