Die Komödie: Klassestart mit Michael Cooneys »Und ewig rauschen die Gelder«

Das Sozialamt als Freund und Helfer

Die Geschichte ist schnell, weil schon hundert Mal erzählt. Ein Mann wird arbeitslos und versucht, die Schmach vor seiner Frau zu verbergen, weil er Angst hat, sie läuft ihm weg. Also tut er so, als würde er weiter arbeiten und besorgt sich anderswie Geld. Im Falle von Eric Swan bringt ihn ein Unterstützungsscheck für einen ausgewanderten Untermieter auf eine  Idee. Er löst ihn einfach für sich ein. Und findet tausend weitere Wege, die staatliche Fürsorge in eigener Sache auszubauen. Schließlich gibt es Stütze nicht nur für Erwerbslose, sondern auch für Essen, Wohnen, Kleider, Medizin oder Zahnersatz, für Umzüge und Trennungen, Kinder und für Sterbefälle, von Witwen-, Waisen- und Invalidenrenten ganz zu schweigen. Wenn man sie nur richtig beantragt und die passenden Papiere besorgt. »Cash on Delivery« hat Michael Cooney seine nun in der Komödie von Claus Helmer inszenierte Farce genannt, aber auch ihr deutscher Titel passt.
Eric (Stefan Schneider) wird ein Sozialschmarotzer in großem Stil, wobei der elegante, große Salon, aus dem fünf weidlich beanspruchte Türen in dieser Klipp-Klapp-Komödie führen, von einem minder begabten Betrüger kaum zu finanzieren wäre. Dumm nur für ihn und ein Glück für uns, dass der Sozialprüfer Mister Jenkins (pflichtbesessen und schwer von Begriff: Helmut Kasimir) plötzlich in der Haustür steht und eine Unterschrift von dem neuen Untermieter will, den Eric gerade am Telefon als verstorben gemeldet hat. Klar, dass er sich erstmal für jemand anderes ausgibt und Herrn Jenkins nebenan warten heißt, um den Untermieter Norman (Jens Knospe) zu überreden, sich für seinen eigenen Sohn auszugeben. Als nun auch noch die Fürsorge (Ines Arndt) darauf drängt, dem bedürftigen Hinterbliebenen die Arbeit mit der Bestattung abzunehmen, und nach der Leiche zu fragen beginnt, verschärft sich die Lage. Erics Komplize Onkel George (kantig grandios: Hans-Peter Deppe), seine Frau Linda (Arzu Ermen), ein Kirchenbeistand (Gabriel Spagna), eine Amtsleiterin (Sabine Roller)  und ein Eheberater (Steffen Wilhelm) gesellen sich dazu und drehen die Wer-ist-jetzt-wer-Schraube immer weiter und weiter.   
Kurzum, es wird eine hyperkomplexe Nonsens-Komödie zum Brüllen daraus, in der man den Durchblick gerne dem brillanten Protagonisten Stefan Schneider überlässt und sich von Gags und Wort- wie Wahnwitz eines perfekt harmonierenden Ensembles willig zum großen Knall treiben lässt. Einfach genial, wie Michael Cooney in dieses Tohuwabohu auch noch das Problem eines Waschmaschinendefekts integriert. Wirklich staunen muss man darüber nicht, sein Vater Ray ist der britische König des Boulevardtheaters.

Winnie Geipert (Foto: © Helmut Seuffert)
Bis 30. Oktober: Di.–Sa. 20 Uhr, So. 18 Uhr
www.diekomoedie.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert