»Das Versprechen eines Lebens«
ab 7.5.2015 im Kino!

Das Versprechen eines LebensEine Liebesgeschichte zuviel

»Das Versprechen eines Lebens« von Russell Crowe

Eigentlich war die Schlacht von Gallipoli ein militärisches Desaster. Aber in Australien wurde die gescheiterte Invasion auf der türkischen Halbinsel während des Ersten Weltkrieges zum nationalen Mythos hochstilisiert. Mit der Offensive wollten die Alliierten im April 1915 den strategischen Grundstein für die Eroberung Konstantinopels und des osmanischen Reiches legen, mussten nach achtmonatigen Grabenkämpfen mit türkischen Streitkräften den Rückzug antreten.

Mehr als 100.000 Soldaten kamen auf beiden Seiten ums Leben, davon knapp 9.000 Australier, die sich freiwillig an die ferne Front gemeldet hatten. Nun hat sich Russell Crowe in seinem Regiedebüt des Themas angenommen, und wer den australischen Hollywood-Star in seinen testosterongeladenen Rollen à la »Gladiator« vor sich sieht, erwartet vielleicht ein schnörkelloses Heldenepos. Das Gegenteil ist der Fall. Denn anders als etwa Kollegin Angelina Jolie in »Unbroken« oder Clint Eastwood in »American Sniper« ist Crowe nicht an patriotischen Bekenntnissen und heroischen Posen interessiert. Nicht kriegerische Gemetzel stehen im Zentrum des Interesses von »Das Versprechen eines Lebens«, sondern der Umgang mit den Toten, die auf den Schlachtfeldern zurückgeblieben sind. Crowe selbst spielt den australischen Farmer Joshua Connor, der seine drei Söhne auf Gallipoli verloren hat. Nach dem Selbstmord seiner Frau macht Connor sich 1919 aus den australischen Outbacks nach Konstantinopel auf, um die sterblichen Überreste seiner Söhne ausfindig zu machen und nach Hause zu bringen.
Die britischen Militärs sind nicht begeistert über den hartnäckigen Familienangehörigen. Einzig der türkische Major Hasan (Yilmaz Erdogan) begegnet dem sturen Australier mit Respekt. Obwohl der ehemalige Oberbefehlshaber eigentlich verantwortlich für den Tod der Söhne ist, entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine Freundschaft. Mit geradezu programmatischer Ausgewogenheit bewegt sich »Das Versprechen eines Lebens« zwischen den Fronten. Aber eine ehrenhafte, pazifistische Grundhaltung allein macht natürlich noch keinen guten Kinofilm. Und Crowes Regiedebüt weist trotz seines zeitgeschichtlichen Differenzierungsvermögens auch einige eklatante Schwächen auf. Vollkommen überflüssig etwa ist die sich vorsichtig anbahnende Liebesgeschichte zwischen dem beherzten Farmer und der türkischen Zimmerwirtin Ayshe (Olga Kurylenko), die ihren Ehemann ebenfalls im Krieg verloren hat. Der Versuch, die völkerverständigende Botschaft auch auf amouröser Ebene durchzuspielen, wirkt vollkommen deplaziert, zumal Crowe auf der Leinwand noch nie zum romantischen Helden taugte. Das folkloristisch anmutende Studio-Setting, in dem die züchtigen Ränkespiele ausgetragen werden, trägt hier auch nicht gerade zur emotionalen Glaubwürdigkeit bei.
Stattdessen hätte sich der Film auf die frontübergreifende Männerfreundschaft konzentrieren sollen. Die Schuldkomplexe des australischen Vaters, der seine Söhne in den Krieg ziehen ließ, und des türkischen Feldherren, der seine jungen Rekruten in den Tod schickte, wären sicherlich eine tiefere Betrachtung wert gewesen.

Martin Schwickert
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DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS
(The Water Diviner)
von Russell Crowe, USA 2015, 111 Min.
mit Russell Crowe, Olga Kurylenko, Yilmaz Erdogan, Cem Yilmaz, Jai Courtney, Isabel Lucas
Drama
Start: 07.05.2015

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