Das Margarete widmet sich den Frankfurter Unorten von Christian Setzepfandt

kunst_Westhausen-Foto-SetzepfandtWo der Hund begraben liegt

Christian Setzepfandt ist Stadtrat, Kulturhistoriker, Schwulenaktivist und womöglich auch Fotokünstler, in erster Linie aber, seit knapp 30 Jahren, ist er Stadtführer und als solcher sogar im Strandgut auf den Theaterseiten schon aufgetaucht. Das geschah, als Setzepfandt das Ensemble und Team von Schauspiel-Regisseur Bernhard Mikeska (Strandgut 01/2010) bei der Arbeit an dem Avantgarde-Stück »Remake:Rosemarie« beraten hat, in dem es um das Leben und Sterben der Frankfurter Starprostituierten Nitribitt ging.
Eine herrliche Frucht von seiner so intensiven wie intimen Stadtkenntnis stellt auch die inzwischen dreiteilige Bildbandreihe »Frankfurter Unorte« dar, die mit ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und den dazugehörigen Geschichten und Anekdoten überrascht. Sie bereitet Ansichten und Einsichten zu Frankfurt auf, die es in keinem Reiseführer gibt und die selbst vermeintliche Insider zu verblüffen vermögen. Mitautor ist Frank Berger vom Historischen Museum.
Nach »101 – « und »102 – « ist nun der Band »103 Frankfurter Unorte« erschienen. Eine Auswahl von 25 Bildern und Texten aus diesem Buch hängt die kommenden drei Monate im Raum »Fenster zur Stadt« des kunstbeflissenen Café-Restaurants »Margarete« in der Idylle Braubachstraße 18–21 aus. Mit unter den ausgesuchten Bildern ist der völlig unspektakuläre Blick auf eine metallverchromte kristallgläserne Haustür in der Stiftstraße am Eschenheimer Turm, die sich dereinst mit dem Stichwort »Rebekka« über die Gegensprechanlage öffnen ließ. Auf der Spurensuche nach einer nicht ganz so populären Frankfurter Dame auf einem gleichwohl berühmten Bild von Gustave Courbet ist Setzepfandt unweit der Alten Oper und des Nebbien‘schen Gartenhauses in der Grünanlage längs der Hochstraße fündig geworden. Und wer weiß schon, dass es in Westhausen einen pittoresken Tierfriedhof gibt, der vor etwa 50 Jahren (1966) vom Frankfurter Tierschutzverein angelegt wurde, den übrigens Arthur Schopenhauer mitgegründet hat. Ein Pudelliebhaber, der Frankfurter Philosoph, ganz wie Rosemarie.
Unort reiht sich an Unort, Geschichte an Geschichte, sei es an den Wänden des »Margarete« oder eben im Buch, das es in jeder guten Buchhandlung gibt. Allesamt darf man die Aufnahmen als Einladung zum Stadtbummel mit anderen Augen sehen. Setzepfandt bietet am 3. und 9. September vía »Kultours« sogar spezielle Führungen zu den Unorten an.

Lorenz Gatt
Bis 30. September 2014
täglich von 11–24 Uhr
www.margarete-restaurant.de
www.kultours.de

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