Das Freie TanzTheater Frankfurt zeigt
»Perbelora« und »Beschränkte Haftung«

Liebhaber aus fünf Kontinenten

Die Premiere von »Perbelora« im vergangenen Herbst sollte ein rauschendes Fest zum 30. Geburtstag des Freien TanzTheaters Frankfurt von Marie-Louise Thiele krönen. Doch dann starb überraschend der langjährige Begleiter des Ensembles und Dramaturg dieses Theaterabends – und aus der Premiere von »Perbelora« wurde noch viel mehr: eine Hommage an Michael Rieth.
Das nun erneut auf der Bockenheimer Kulturbühne »Titania« anstehende Tanzstück ist eine freie Adaption des Theatertextes »In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa« von Federico Garcia Lorca. Und in diesem wird die Geschichte vom alternden Don erzählt, den seine Haushälterin erfolgreich drängt, die junge und schöne Belisa zu heiraten. Er willigt ein, um schon bald, und wenig überraschend, festzustellen, dass er die Bedürfnisse seiner jungen Gattin wohl kaum befriedigen kann. Noch in der Hochzeitsnacht, wir ahnten es, betrügt Belisa ihren Don Perimplin mit fünf Männern aus fünf Kontinenten – zunächst in der Phantasie und dann mit ihm selbst in jeweiliger Verkleidung. Was naturgemäß nicht gutgehen kann, ja tödlich wird. Auch wenn die Geschichte nicht vom gewohnten Degen-Mantel-Schema um betrügerische Liebe abweicht, verrät die Inszenierung doch tiefen Zauber.
Grazil und zärtlich tanzt (und singt und spricht) der großartige Christian Goluda in der Rolle des Don Perimplin mit seinem Rollator, seinen Krücken und sich selbst. Schneidig und mit viel Witz fegt Susanne Schyns, die wir aus dem Theaterhaus kennen, als Haushälterin den Boden, und treibt den Don zur Heirat. Und sie verabreicht dem Publikum Pfefferminze, um dessen Geruchssinne zu sensibilisieren. Grandios einmal mehr ist der aus dem Ensemble von Willi Praml kommende Tänzer Andreas Bach, der  mit fünf Hüten den Tanz der Liebhaber vollführt. Lisa Wengler fügt sich als Belisa bei ihrem ersten Bühnenauftritt bestens ein. Zu Tränen rührt das Schlussbild mit dem aufgebahrten Toten.
Wird in »Perbelora« noch gesprochen, so verlassen sich die vier Tänzer im zweiten Teil des Abends »Beschränkte Haftung« ganz auf die Musik und auf ihre Bewegungen. Dabei erleben wir eine durchgehende Komposition für Kontrabass solo von Stefano Scodanibbio, die mit einem vielseitigen Geflecht aus Tönen und Obertönen, Klängen und Tonbündelungen die  Spieler zu ausgefeilten Bewegungen antreibt. Ergänzt mit Filmaufnahmen von Meerestieren, deren Bewegungen sich in teils witziger, teils verblüffender Weise in denen der Tänzer widerspiegeln. Ein Juwel, dieses Stück.

Walter H. Krämer/Katrin Swoboda (Foto: Alfredo de Laat)
Termine im Titania: 27., 28. Februar, 20 Uhr
www.fttf.de

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