Das fing ja gut an (59)

Noch nicht mal ein Vierteljahr ist vergangen, noch sind gar nicht alle Neujahrsempfänge absolviert, da bietet sich dieses Jahr 13 des 2. Jahrtausends schon als schwer ereignisreich dar. Verleitet schon jetzt zu ersten Rückblicken, was ja eigentlich dem Dezember vorbehalten ist. Angefangen hat es mit dem denkwürdigen Ende einer deutschen Institution, die aus dem Alltag teutonischer Schnüffelpraxis kaum noch wegzudenken war: der GEZ – die Gebühreneinzugszentrale der mehr oder minder staatlichen Rundfunkanstalten. Selbst den unerbittlichen Jägern des goldenen Gebührenschatzes blieb das Murren ob ihres schändlichen Tuns nicht verborgen. TV-fähige Smartphones auch unserer Kleinsten als gebührenträchtige Einnahmequellen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schienen selbst den alten Herren in den Staatskanzleien nicht mehr zeitgemäß. Und so wurde dann die Pauschalbesteuerung deutschen Fernsehkonsums eingeführt. Die nun zeitgemäß und partnerschaftlich als »Beitrag« bezeichnet und – noch zeitgemäßer – vom Beitrags»service« eingetrieben wird. Böses Erwachen nicht nur bei Herrn Rossmann mit seinen Drogeriefilialen, in denen die Fernseher eigentlich nur (?) der Überwachung dienen, sicherlich aber nicht dem Konsum von Carmen Nebels Kultureinlassungen. Auch Kommunen und kirchliche Einrichtungen sahen sich auf einmal riesigen Beitragszahlungen ausgesetzt, weil jede ausgelagerte Einrichtung nun als eigenständige, zum Fernsehempfang fähige Betriebsstätte betrachtet wurde. Nichts geändert hat sich allerdings an der geldverschlingenden Struktur der öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Das nächste denkwürdige Ereignis des Jahres bescherten uns die niedersächsischen CDU-Anhänger. Durch ihre Stimmzettelbeatmung hauchten sie der FDP neuen Lebens(über)mut ein und bescherten ihren eigenen Kandidaten die Frühpensionierung. Das wurmt dann selbst eingefleischte Christenmenschen und Angie sowieso.
Noch mehr wurmte die Ikone deutscher Frauenrechte, die sich auch schon mal einen Namen als BILD-Kolumnistin macht, dass die neue Lichtgestalt der kurzeitig aus dem Koma erwachten FDP den Tresen einer Hotelbar mit den Schunkelbänken seiner rheinlandpfälzischen Weinfeste verwechselte und der Korrespondentin eines nordisch kühlen Elbmagazins mit dem südwestlich weinseligen »Charme« bei der Verleihung pfälzischer Weinköniginnenwürden begegnete. Dort sind ausgefüllte Trachtenkleidchen halt Kulturbestandteil, die allerdings im Gegensatz zu manchen Titelbildern des Nordmagazins oder jenem von Alice S. hoffähig gemachten Boulevardblattes den Busen immerhin bedecken.
Nur einer konnte die nun die Republik, vornehmlich aber die diversen öffentlich-rechtlichen Talkrunden erschütternde Sexismusdebatte wieder auf den Boden göttlicher Realität zurückbringen: unser Benni in Rom stahl mal wieder allen die Schau. Geht der doch einfach in Frührente. Dass seine vorzeitige Resignation etwas mit dem eigentümlichen Gebaren seiner Hirten im deutschen Gesundheitswesen, vornehmlich im Verhalten zu vergewaltigten Frauen zu tun hatte, muss allerdings ins Reich der Phantasie verwiesen werden. Soweit geht die pontifikale Realitätswahrnehmung denn doch nicht.
Und nun kommen wir zum absoluten Renner der ersten zwei Jahresmonate: dem Pferd. Wendy in der Lasagne! Wo gibt’s den so was? Der vereinigte europäische Wirtschaftsraum macht’s möglich, dass rund um den Globus erschütterte Mädchen beim Anblick von hackfleischgefüllter Fertigkost in Schreikrämpfe ausbrechen. Hottehü im eigenen Verdauungstrakt – das ist ja schlimmer als der vielbeschworene Hund im Chinarestaurant.
Wenn das so weitergeht …

Jochen Vielhauer

2 Kommentare zu “Das fing ja gut an (59)”

Schreibe einen Kommentar zu g.winkel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert