Burgfestspiele Dreieichenhain: Was für ein Theater auf der Burg Hayn!

Ganz entspannt im Tiefdruckgebiet

Das Kaffeesatz-Lesen ist Wolfgang Barths Sache nicht. Von wegen Regen, Potzblitz und Donner. Die Burgfestspiele in Dreieichenhain kommen nach Meinung ihres künstlerischen Leiters auch ohne Wetter aus. Kein Wunder, denn 80 Prozent der Anlage im urigen Ritter-Environment sind überdacht, und drei Wochen vor dem Start mit dem Rock’n-Roll-Märchen »Cinderella« am 4. Juli sind schon knapp ein Dutzend der 35 Veranstaltungsabende und die Vorstellungen für Kinder ausverkauft. Immerhin gibt es für die zweite Schau um das Disney-Aschenputtel noch Restkarten. Das gilt indes kaum mehr für Konstantin Wecker, das Ukulele Orchestra, Willy Astor, Ebert & Weber, Maybepop oder gar den Italienischen Opernabend. Und nicht mehr lange für Jan Plewka und seinen Rio-Reise-Abend (20. Juli). »Wir sind also ganz entspannt«, sagt der Festivalmacher. Aber das ist er ohnehin immer.  
Trotz aller Gelöst- und Lockerheit hält Wolfgang Barth es nicht für verkehrt, auf ein paar Termine zu weisen, an denen es noch Spielraum gibt im 800-Sitze-Areal der Burg Hayn. Die Sparte Theater hinkt auf der Freiluftbühne traditionell leicht hinterher. Anders als bei den Musik- und Show-Stars fallen bei Namen wie »N.-N.-Theater« (aus Köln) oder »Das Neue Globe-Theater« (aus Bremen) die wenigsten vor Ehrfurcht auf die Knie. Da braucht es, um die Neugier zu wecken, den Blick auf ihre Stücke – die Rheinländer mit »Kohlhaas« (28. Juli), die Hanseaten mit »König Lear« (21. Juli) – und die Erinnerung an ihre starken Auftritte in den Vorjahren. Das N.N.-Ensemble ist schon zum vierten Mal da und hat zuletzt mit dem Brandtner Kaspar begeistert, das neue Globe-Ensemble als Nachfolger von Shakespeare & Partner noch viel länger. Und während erstere den Wutbürger aus Deutschlands wildem Osten mit Live-Musik und ungewöhnlichen Ergebnissen auf seinen komischen Gehalt kitzeln, wird der alte König auf Altersstarrsinn und Anzeichen von Alzheimer abgeklopft.
Wesentlich populärer und besser dran als seine Kollegen ist da in hessischen Breiten Michael Quast mit dem Barock-am-Main-Ensemble, das gleich im Anschluss an seine diesjährige Höchster Session Molières beliebtestes Stück, »Der eingebildete Kranke«, geben wird. Die Leiden des alten Argan sind am 12. August zu belachen, zwei Tage danach ist Quasts À-Trois-Partnerin Sabine Fischmann zu Gast, allerdings mit Ali Neander & Band und der Premiere ihres neuen Programms. 

gt (Foto: Kohlhaas, © Rene Achenbach)
Vom 4. Juli bis 21. August.
Termine und Uhrzeiten siehe Programm
www.burgfestspiele-dreieichenhain.de

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