Buchtipp: Zigarettensaga aus Indonesien

Einer von nur acht Romanen aus dem Gastland der Buchmesse 2015 – Lesung im Nordend

»Von diesem Buch gibt es, ganz konservativ, natürlich auch eine eBook-Ausgabe«, so selbstbewusst stellt der seit Oktober 2013 operative kleine und feine Hamburger Verlag CulturBooks eine der wichtigsten literarischen Neuerscheinungen des Herbstes 2015 vor – wenn man denn die Bemühungen der Frankfurter Buchmesse ernst nimmt, uns dank der jährlichen Wahl eines Gastlandes mit einer fremden Nationalliteratur vertraut(er) zu machen. »Das Zigarettenmädchen« von Ratih Kumala ist einer von nur acht Romanen (in Worten: acht) aus Indonesien, die im Rahmen des diesjährigen Buchmesse-Gastlands Indonesien eine Übersetzung ins Deutsche erfahren.
Das Buch – bereits als »ein verrauchtes indonesisches Buddenbrooks« bezeichnet, aber schneller erzählt, die Autorin ist Filmemacherin – erscheint als erstes »unplugged«-Unternehmen, also auch als Printausgabe, in einem Verlag, der eigentlich »Elektrische Bücher« macht und hierbei souverän ein achtenswertes Niveau pflegt. Ihrem Konzept, sagen Zoë Beck und Jan Carsten, liege »die denkbar einfachste Idee zugrunde: Wir publizieren nur Texte, die uns gefallen«. CulturBooks verlegt Originale und Ersterscheinungen, hält im Print Vergriffenes verfügbar und kümmert sich um Lizenzausgaben toller Bücher aus sympathischen Verlagen.
»Das Zigarettenmädchen« erzählt von einer indonesischen Tabak-Dynastie und mit dem Schicksal dreier Generationen auch von der Geschichte des Landes. Eine nicht unwichtige Rolle, im Buch von zehn hübschen Illustrationen unterstützt, spielen dabei die Markennamen und Coverhüllen von Zigaretten. Ein Beispiel: »Idroes Moeria entschied sich für rotes Papier. Ihm war daran gelegen, seiner Zigarettenmarke eine tiefere Bedeutung zu verleihen. Der Name Rokok Kretek Merdeka! und die rote Farbe des Papiers symbolisierten den Kampf des indonesischen Volkes und das Blut, das für die Freiheit vergossen worden war.« Ernste Passagen wechseln sich mit heiteren, teils ist dies ein Krieg der Zigarettencover und eine Warenkunde der besonderen Art, leichtfüßig erzählt, gut recherchiert, anschaulich, spannend und auf angenehmste Art lehrreich. Tatsächlich ein Ausflug in eine andere Kultur.
»Das Zigarettenmädchen« ist Ratih Kumalas fünfter Roman. Sie greift darin auf ihren eigenen kulturellen (javanischen) Hintergrund zurück. Ein Glossar und eine historische Anmerkung runden ihren ersten deutschen Auftritt.
 Wer mag, kann die Autorin live erleben – bei der Buchmessen-Party des Verlags CulturBooks am 15.10. im »Odyssee« im Frankfurter Nordend. Zusammen mit ihrer deutschen Stimme Zoë Beck liest sie dabei aus ihrem Buch. Zweiter Programmpunkt des unkomplizierten Abends ist eine kleine Lesung aus einem zweiten CulturBook, ein Leckerbissen für die Freunde des Kriminalromans. Der Hamburger Schriftsteller Frank Göhre und Strandgut-Autor Alf Mayer lesen aus ihrem facettenreichen Essay »Cops in the City. Ed McBain und das 87. Polizeirevier«.

Ratih Kumala: »Das Zigarettenmädchen.« Roman. (Gadis Kretek, 2012). Aus dem Indonesischen von Hiltrud Cordes. Mit 10 Illustrationen von Iksaka Banu. CulturBooks unplugged, Oktober 2015. 280 Seiten, Klappenbroschur. 17,90 Euro. Als eBook 11,99 Euro.
Lesungen: 15.10.2015, 19 Uhr
  1. Ratih Kumala: »Das Zigarettenmädchen«.
    Mit der Autorin und Zoë Beck.
    Sowie:
  2. Frank Göhre und Alf Mayer: »Cops in the City. Ed McBain und das 87. Polizeirevier«.
    Odyssee Kult Restaurant, Weberstr. 77/Ecke Schwarzburgstr. Frankfurt-Nordend (U 5, Haltestelle Nationalbibliothek). Eintritt frei.
Foto: Ratih Kumala (© Aelke Mariska)

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