Berlinale: Rückblick auf Filme des Wettbewerbs

Kühne Frauen

Mit dem Eröffnungsfilm »Nadie quiere la noche« (Nobody Wants the Night) von Isabel Coixet begann der Reigen der Filme um kühne Frauen, die mit den Unbillen der Natur und den Herausforderungen der Männer zu kämpfen haben. Die selbstbewußte Josephine Peary (Juliette Binoche) reist im Jahre 1908 in der Arktis ihrem Mann hinterher. Der ist als Polarforscher unterwegs, um den Nordpol als erster zu entdecken. Früher hätte er im Mittelpunkt eines Filmes gestanden, heute geht es um seine Frau, eine starke Frau, die den Wunsch, ihrem Mann beizustehen, beinahe mit ihrem leben bezahlt hätte. Ein Abenteuerfilm, visuell nicht immer überzeugend, am Ende aber ein mutiger Film, fernab vom Mainstream.

Werner Herzog schielt dagegen auf die Kinokasse. Sein Abenteuerfilm »Queen of the Desert« mit Nicole Kidman in der Rolle der Gertrude Bell wartet mit weiteren Stars wie Robert Pattinson als Lawrence (ja, der von Arabien) und James Franco als feuriger Liebhaber auf. In zum Teil atemberaubenden Bildern will uns der Regisseur weismachen, dass Frau Bell, die als Forschungsreisende die Wüstenregion des Nahen Ostens erkundete, eine Art weiblicher Lawrence von Arabien war. Dabei interessiert er sich aber mehr für ihr Liebesleben und bedient so die alten Klischees. Und Pattinson kann Peter O’Toole nicht das Wasser reichen.

Zum dritten Mal kommt Octave Mirabeaus Roman »Tagebuch einer Kammerzofe« auf die Leinwand. Benoît Jacquot ist der Regisseur, und Lea Seydoux spielt die Bedienstete Célestine, die, aus Paris kommend, sich in der Normandie gegen eine tyrannische Hausherrin und deren zudringlichen Ehemann wehren muss. Nicht nur das gelingt ihr, auch der Vergleich zu ihren filmischen Vorgängerinnen, immerhin Paulette Goddard und Jeanne Moreau, fällt für sie erstaunlich gut aus.

Schon nach den ersten Bildern des Filmes »Victoria« von Sebastian Schipper möchte man der Protagonistin zurufen: »Mädchen lass den Mist und fahr auf deinem Fahrrad davon.« Aber dann wäre der Film nicht entstanden, der in einer einzigen Einstellung gedreht worden ist. Darüber mehr zum Kinostart.

Rita Kratzenberg / Claus Wecker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert