Art Foyer DZ-Bank spürt mit »Inside Out« die Psyche auf

Unheimliche Blicke

Tiere sehen dich frontal an – Angst und Schrecken oder Rührung und Zuwendung; welche Emotionen löst das Bild beim Betrachten aus? Sagt es uns auch etwas über den Charakter des Dargestellten? Walter Schels‘ Portät-Fotografien aus der Serie »Tiere« werfen solche Fragen auf. Sie sind mit anderen im Art Foyer der DZ-Bank zu sehen. »Inside Out«, Inneres nach außen kehren, ist das Thema der aktuellen Ausstellung dort. Unsichtbares also sichtbar machen, »Fotografie und Psychologie« – so der Untertitel – in einen systematischen Zusammenhang zu stellen, so wohl die Intention der Kuratoren.
Diesen dialektischen Anspruch erfüllen über 50 Exponate von 17 Fotokünstlern. Schon der Blick in ein Fenster, in ein Haus, auf eine Fassade kann beunruhigen, wenn Licht und Schatten andeuten, was im Innern verborgen sein könnte (Aino Kannisto, Sibylle Bergemann, Michael Ackermann, Robert Longo). Größer noch ist der Schrecken, wenn in harmlos scheinenden Porträtfotografien mittels eingebrannter Fotomontage animalische Fratzen sichtbar werden (Alexandra Baumgarten). Ist hier das Innere deutlich nach außen gekehrt, so geht Hans-Peter Feldmann den umgekehrten Weg, wenn er mit der minutiösen Abbildung der 70 Kleidungsstücke einer Frau etwas über ihre Identität, also ihr Inneres, zu verraten gedenkt. Oder doch zeigen will, dass das nicht geht?
Dass die fotografische Erfassung etwa von Händen zur Diagnostik psychischer Störungen benutzt wurde, zeigen historische Aufnahmen aus Lehrbüchern der Salpêtrière (Paris) und der Charité in Berlin. Zu Kunst und einer Hommage an seinen verstorbenen Vater, der »Eiche«, macht dies Altan Eskin mit 42 Aufnahmen der väterlichen Hände aus verschiedenen Lebensabschnitten, herausvergrößert aus dem privaten Familienalbum. In Valie Exports Bildern dagegen dominieren die vergeblichen oder auch bedrückenden Versuche von Kontaktaufnahmen, am deutlichsten im kurzen Video »Aus der Mappe der Hundigkeit«: eine Frau führt ganz selbstverständlich einen Mann (Peter Weibel) an der Leine durch die Stadt. Annegret Soltau zeigt die gefühlte Bedrückung und Selbstunterdrückung der vereinzelten Frau, unter anderem im Selbstporträt mit zugenähtem Gesicht und Mund.
All diese Vers

uche, auch mit Masken, Puppen oder Fratzen in Automatenbildern (Arnulf Rainer, Laurie Simons, nicht alle Künstler können hier genannt werden) dem eigenen Ich näherzukommen, haben ihren Ausgangspunkt letztlich in den Schriften Sigmund Freuds und den Erkenntnissen der Psychoanalyse. Und so begegnet uns der Großmeister der Zunft in eher düsteren schwarzweißen Bildern seines Hauses, seiner Wohnung, seiner Zimmer in der Wiener Berggasse 19. Fotografiert hat sie im Auftrag Freuds kurz vor dessen Flucht nach London Edmund Engelmann. Robert Longo hat aus diesen Bildern 2002/2003 kontraststarke Kohlezeichnungen stilisiert und diese wiederum fotografiert. Unheimlich wirken sie, und werden damit einem wesentlichen Element der Freud’schen Lehre gerecht. Wenn einer etwas zu inside out, dem Nach-Außen-Kehren des Inneren, zu sagen hatte, dann er.

Katrin Swoboda (Foto: © Sybiller Bergmann)
Bis 12. Mai: Di.–Sa. 11–9 Uhr, Do. bis 21 Uhr
www.dzbank-kunstsammlung.de

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