Art Foyer der DZ-Bank zeigt »Déjà-vu in der Fotokunst«

Komplimente als Komplement

Die Frankfurter DZ-Bank ist der Hauptpartner der großen Städel-Ausstellung »Dialoge der Meisterwerke«. Das muss nicht wissen, wer ins Art Foyer des Hochgebäudes am Platz der Republik geht, um die aktuelle Schau »Déjà-vu« der hauseigenen Kunststiftung zu sehen, die der zeitgenössischen Fotografie gewidmet ist. Rund 50 Werke von 18 Künstlern führen hier komplementär zum Städel ihren jeweils eigenen Dialog mit zumeist bekannten Kunstmotiven. Diese  Würdigungen und Komplimente fallen dabei höchst unterschiedlich aus: mal als Zitat, mal gelten sie explizit einem Werk. Und vielleicht geschehen sie bisweilen sogar unbewusst.  
Elger Esser etwa habe verneint, bei seinen traumverklärten Aufnahmen aus dem Park von Givenchy an Monets »Seerosen« gedacht zu haben, soll aber dann – geschickt – entgegnet haben, dass man Givenchy gar nicht anders sehen könne als im Geiste von Claude Monet. Es spricht denn auch eher für Essers eigene Augen und eigene Technik, wenn man die Givenchy-Serie mit der aus dem italienischen Traumpark von Ninfa vergleicht, den das Art Foyer in der Sommerausstellung »Landschaften« (Strandgut 8/2015) präsentierte. Die Exponate seien bei Mondschein und mit bis zu sechsstündiger Belichtungszeit entstanden.
Beate Gütschows collagierte Ideallandschaft folgt hingegen Claude Lorrain und entstand – analog zu den Werkstattprodukten des Franzosen – in ihrer eigenen, am Computer im Atelier. Die Künstlerin weist ihre Technik am Bildrand mit exakten Daten aus, die vom Computer-Programm über den Papierhersteller und Copyshop bis hin zum Drucker reichen. Immerhin lässt sie den Pizzaboy aus.
Victor Burgin seziert und zerlegt dagegen Edward Hoppers Fensterblick-Gemälde »Office at Night«, während Timm Rautert dessen »Nighthawks« auflauert. Axel Hüttes Toskana-Shots fehlt nur die Mona Lisa im Vordergrund. Mit im Schauboot des Art Foyers sind außerdem Claudia Angelmaier, Johannes Brus, Jose Dávila, Christiane Feser, Günther Förg, Delia Keller, Annette Kelm, Gerd Kittel, Louise Lawler, Sherrie Levine, George Rousse und Andres Serrano. Und Evelyn Richter, die das Entree mit einer Reihe von Aufnahmen schmückt, die – in Verkehrung zum Grundtenor von »Déjà-vu« – das Vorbild für Thomas Struths legendäre Museumsserie gewesen sein könnte. Die teils aus den 50er Jahren stammenden Aufnahmen ihres Langzeitprojekts »Ausstellungsbesucher« fixieren Menschen, wie sie »in Sowjetzeiten aus allen Bevölkerungskreisen in die Museen hineingeschaufelt« worden seien, so die Künstlerin. Klingt etwas abschätzig. Aber eine der schönsten Aufnahmen der Schau ist darunter: ein Mädchen, das sich von einem Jongleur-Gemälde so faszinieren lässt, dass es einen seiner Bälle zu fangen sucht. Im Gegensatz zu denen von Struth, so jedenfalls scheint es, sind Richters Bilder nicht arrangiert.

Lorenz Gatt (Foto: © Evelyn Richter)
Bis 21. November: Di. bis Sa. 11–19 Uhr
www.dzbank-kunstsammlung.de

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