»Alles steht Kopf« ab 1.10.2015 im Kino!

Die Macht der Gefühle

»Alles steht Kopf« von Pete Docter & Ronnie Del Carmen

Fünf Gefühle steuern im Kontrollzentrum das Befinden der elfjährigen Riley. Man muss sie sich als kleine Figuren vorstellen, die ständig um das Wohl ihrer Schutzbefohlenen bemüht sind. Nun ja, nicht immer ist es das Wohl – manchmal haben auch Angst oder Ekel, Wut oder Kummer das Kommando übernommen, bevor Freude wieder eingreifen und alles in Ordnung bringen kann.

Es gehört schon Mut dazu, Gedanken und Gefühle als Trickfilmfiguren darzustellen, das Gehirn als eine 3D-Welt mit riesigen Regalen zu zeigen, in denen farbige Kugeln mit den gespeichert Erinnerungen lagern. Mit einem Rohrsystem, das zum Langzeitgedächtnis führt, mit einem Gedankenzug, mit regelrechten Abgründen und Persönlichkeitsinseln. Der Originaltitel »Inside Out« deutet an, dass innere Vorgänge nach außen gekehrt werden.
Es gehört ebenso eine Menge Phantasie dazu und die Fähigkeit, mit diesem ungewöhnlichen Personal eine spannende Geschichte zu erzählen. Der deutsche Titel »Alles steht Kopf«, kündet davon, dass diese innere Welt auch von Missgeschicken bedroht ist.
Nun hat das für diesen Film verantwortliche Pixar-Studio schon in der Vergangenheit viel Mut bewiesen, indem es beispielsweise den einsamen Roboter WALL-E zum Helden des gleichnamigen Films oder in »Ratatouille« eine Ratte zum Meisterkoch machte. Welches andere Trickfilmstudio hätte sich wohl dieser Stoffe angenommen? Und Pixar-Filme haben die lieben kleinen Kinobesucher auch in ihren Bann geschlagen. Es gab Berichte, dass Kinder, nachdem sie »Findet Nemo« gesehen hatten, die Fische aus ihrem Aquarium in die Toilette gespült haben, um sie zu befreien. Für die betroffenen Fische war dies allerdings nicht so schön.
Regisseur Pete Docter, der 1990 zu Pixar kam und bereits an der Entwicklung von Geschichte und Figuren der ersten »Toy Story« von 1995 (der erste, vollständig aus dem Computer kommende, lange Kinofilm überhaupt) beteiligt war, und sein Ko-Regisseur Ronnie Del Carmen, ein im Sommer 2000 Hinzugekommener, der an »Findet Nemo«, »Ratatouille« und »Oben« mitgewirkt hat, sind beide Routiniers.
Wie sie jetzt die fünf Figuren, die Wut, Angst, Freude, Ekel und Kummer verkörpern, in ein Abenteuer im Kopf der kleinen Riley schicken, verrät, dass sie bei aller Routine eben auch den Spaß an verrückten, neuen Ideen nicht verloren haben. Freude, ein quicklebendiges Mädchen mit blauen Haaren ist die Anführerin, weil Riley eine Frohnatur ist. Doch als die Familie aus dem nördlichen Minnesota, wo Schlittschuhfahren und Eishockey zu Rileys glücklichen Kernerinnerungen wurden, ins südliche San Francisco umzieht, gerät die innere Gefühlswelt des kleinen Mädchens gehörig durcheinander. Die grau-blaue Kummer-Figur spielt eine immer wichtigere Rolle. Als Kummer zusammen mit Freude aus der Kommandozentrale katapultiert wird, verwandelt sich Riley in ein von Wut, Angst und Ekel beherrschtes oder zunehmend apathischer werdendes Wesen, das dessen Eltern und deren fünf Grundgefühle im Kopf ratlos macht. Freude und Kummer müssen so schnell wie möglich in Rileys Kommandozentrale zurück, um die Persönlichkeit der Heldin zu retten. Rührend, wie Kummer bei der wilden Jagd dorthin immer sympathischer und wichtiger wird. Nur gemeinsam können Freude und Kummer Riley wieder in ein lebensfrohes Mädchen verwandeln, und das ist nicht der schlechteste Schluss, den gerade Kinder aus dieser ebenso witzigen wie originellen Komödie ziehen können.
Ein Film für Kinder? Eine Menge großer, richtig cooler Filme habe man nicht direkt für Kinder gemacht, meint Docter. »Alles im Kopf« gehört zweifellos dazu. Den Kindern, die in der Pressevorführung oft gelacht haben, hat der Film jedenfalls gut gefallen.

Claus Wecker
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ALLES STEHT KOPF (3D) (Inside Out)
von Pete Docter u. Ronaldo Del Carmen,
USA 2015, 94 Min., nach einer Story von Josh Cooley, R. Del Carmen
Animationsfilm
Start: 01.10.2015

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