Abgesang in Grün

Ein Kommentar von Winfried Geipert

Unter Petra Roth, da bin ich mir sicher, hätte es die Sparbeschlüsse zum Romantik-Museum und dem Paradieshof nicht gegeben. Ein veritabler Arschtritt für die Ex-Oberbürgermeisterin. Dass die sich hörbar empören würde, haben ihr die Ex-Kollegen nicht zugetraut. Umso lauter knallte Roths Retourkutsche auf den Wangen von Schwarz und Grün. Eine Blamage für beide Farben.

Unterschätzt wurde aber auch die massive öffentliche Reaktion. Das große Medienecho. Aber auch der spontane Protest gegen den schändlichen (und dummen) Umgang mit Michael Quast im vollbesetzten Großen Saal des Schauspiels, den man vor geraumer Zeit noch als ureigenste grüne Basisaufgabe betrachtet hätte. Hat aber Schauspielintendant Oliver Reese (prima) gemacht.

Wie sehr sich die grünen Politikexekutierer längst selbst genügen, spiegelt auch ihr dreister Umgang mit der freien Theaterszene. Per Eilantrag (!) wurde im Kulturausschuss nun (mit der CDU) ohne Ankündigung ein Papier durchgewinkt, das die bisherige Finanzierungspraxis für Tanz und Theater mit einem Schlag aushebelt. Und die selbst initiierte Diskussion um eine gerechtere Mittelvergabe ad absurdum führt. Ab 2014 wird nun eine undefinierte Jury, der jedes Projekt per Antrag vorgestellt werden muss, darüber befinden, was in Frankfurt förderungswürdig ist und was nicht. Schändlich ist daran besonders, dass es mit dem Wegfall der institutionellen Förderung etablierte Theater, deren Arbeit maßgeblich zur beachtlichen kulturellen Vielfalt der Stadt beiträgt, künftig auf einer Ebene mit Hochschulabsolventen, die mal eben »was mit Theater« machen wollen, abfertigen will, indem es ihnen die existentiell wichtige Planungssicherheit entzieht.

Ein perfider Beschluss, nicht nur weil er die zahlreichen Vorschläge der Theater ignoriert, die das Kulturamt selbst von diesen zu einer gemeinsamen Lösung angefordert hatte. Perfide ist der Beschluss auch, weil er vorbehaltlos der Empfehlung einer vor zwei Jahren heimlich eingesetzten Untersuchungskommission folgt, deren Arbeit (Evaluierung) überwiegend als dürftig, mangelhaft, inkompetent und vor allem willkürlich bewertet wurde. Der Gedanke, dass mit dem von den Grünen betriebenen Auftrag an die nach Gusto bestimmten Experten auch das Ergebnis schon festgestanden hat, drängt sich nach dem erneuten Vorpreschen umso stärker auf. Öffentlichkeit? Transparenz? Demokratische Diskussion? Wird Zeit, dass wir sie loswerden.

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