9. Barock am Main-Festival: »Don Juan«

Der Bürgermeister, das Plakat und der Quast (Foto: Maik Reuß)Die Kräm de la Kräm an Weibern

Ein Frauenfeind, ein Frauenfreund? Mit »Don Juan« hat sich Michael Quasts Mundart-Theatertruppe »Barock am Main« etwas ganz Exquisites aus dem Stückekorb des großen Molière gewählt. Der Frauen-Strichlistenführer gehört jedenfalls nicht zu den üblichen Komödienkäuzen aus dem Familienrund, die sich zur Gaudi des Publikums mit dem Rest der Welt, aber auch Frau, Kind und Kegel streiten. Don Juan ist ein triebgetriebener Außenseiter, der ohne Rücksicht auf Rasse, Religion und Rang nichts als den Kitzel der Eroberung sucht. Ein Einzelgänger, mit dem kein Staat, geschweige dessen Keimzelle zu machen wäre. Und keine Kirche sowieso. Ein unkonventioneller Freigeist, der über alle Grenzen des Anstands und der Moral hinweg rückhaltlos Ehen bricht, wenn es sein muss. Sei es die eigene oder die eines anderen. Warum? Weil er’s kann und verdammt gut aussieht.

Der komödiantische Witz des Stückes kommt mit der hartnäckigen Donna Elvira ins Spiel, deren sizilianische Brüder die Ehre der Familie mit der Klinge wiederherstellen wollen. Wenn denn genug gejagt und gelacht ist im typischen Versteck- und Verkleidungsspiel barocker Prägung, holt der Autor aus zum spektakulären finalen Bang. Das steinerne Standbild eines Komturs, den Don Juan in einem seiner zahlreichen Duelle im Duell erlegt hat, lädt ihn vom Sockel herunter zum Essen und besiegelt seinen Gang die Hölle.

»Kaan Respekt vor niks und niemand der Verbrescher!« Mit »Don Juan« hat Rainer Dachselt nach »Georges Dandin« und »Der Geizige« bereits seinen dritten Molière für »Barock am Main« ins Hessische übertragen. Nicht nur sprachlich, denn selbstverständlich finden die wilden Abenteuer des Weiberhelden in vertrauter Umgebung statt. Während der Titelheld, den der Hausherr selbst in Szene setzt, allerdings seinen Namen behält, klingen seine Mitspieler regionaltypisch. Michael Scheuring spielt den Diener Schabbes, was ihm ohnehin besser steht als Sganarelle, und Philipp Hunscha wird Don Juans Widerpart Ludwig Watz von Waldacker sein. Mit Pirkko Krämer (als Bärbel), Claudia Jacobacci (Fränzi), Lucie Mackert (Henriette) und Judith Niederkofler (Elsbet von Kronstett) fährt die Regie freilich auch die Kräm de la Kräm der hessischen Mundart-Elevinnen auf. Wir sind gespannt.

Vom 1. bis zum 25. August an steht der hessische »Don Juan« 21 Mal von jeweils Dienstag bis Sonntag im Höchster Bolongarogarten auf dem Programm. Im Anschluss daran (27. 8. – 1. 9.) zeigt das Ensemble noch einmal den Vorjahrsknüller »Der Geizige« (Strandgut 09/2012), dessen Wiederaufnahme übrigens Ende Juni bei den Burgfestspielen in Dreieichenhain bejubelt worden ist. Eine feste Größe des 2005 eingeführten Sommerfestivals, das im vergangenen Jahr 13.000 Besucher zählte, ist inzwischen auch das Kinderprogramm. Zur live gespielten Musik von Camille Saint-Saens unter der Leitung von Rhodri Britton trägt Michael Quast mit tierischer Unterstützung nicht zuletzt seines eigenen Nachwuchses den »Karneval der Tiere« vor. Wer sich die historische Spielstätte etwas näher ansehen will, kann die drei Flügel der Anlage und ihre Geschichte auf einer halbstündigen Führung mit Frau Bolongaro (Silke Wustmann) buchen.

gt

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